Dankbarkeit ist die schönste Art, ein Egoist zu sein.

NLP-Mühle-mit-phoebeGerade komme ich von einem langen und recht feuchten Spaziergang mit meinem Hund zurück, sitze nun hier in unserer Mühle in Bammental und mache, was ich sehr gerne tue: Nachdenken.

Ich lasse so das (fast) vergangene Jahr an mir vorbei ziehen, erinnere mich an all die Seminare, Coachings und Vorträge aus den letzten 12 Monaten, aber noch viel mehr an all die Menschen, mit denen ich dieses Jahr Zeit verbracht habe. Manchmal haben wir uns nur kurz kennengelernt mit manchen anderen habe ich viele Tage verbracht z.B. in unserer NLP-Ausbildung.

Und während ich so nachdenke, merke ich ein Gefühl der Dankbarkeit in mir, ein Gefühl, das im Trubel des Alltags oft viel zu oft zu kurz kommt. Vieles scheint so selbstverständlich – kaum eines Gedankens würdig: gute Freunde zu haben, auf die man zählen kann, eine Arbeit tun zu können, in der man einen Sinn sieht, dabei zusehen zu können, wie drei wunderbare Kinder ihren Weg finden und eine Partnerin an der Seite zu wissen, die mit einem durch dick und dünn geht.

[note_box]Zu diesem Thema gibt es auch einen aktuellen Podcast von mir. Wenn Sie Lust haben, hören Sie doch einmal hinein.[/note_box]

Ich glaube, ich bin von meiner Natur her kein undankbarer Mensch, aber ich vergesse dieses Gefühl einfach viel zu oft, räume anderen Dingen mehr Raum und Zeit in meinem Leben ein. Deshalb beschloss ich heute morgen einmal, nur einen halben Tag – jetzt da ich mein letztes Seminar für dieses Jahr hinter mir gelassen habe – mich mit einem Thema zu beschäftigen, das mir zu kurz kommt.

Ich surfte ein wenig durchs Netz und die gesammelten Werke meiner Festplatte und blieb bei meinen Notizen hängen, die ich im letzten Jahr bei einem Vortrag von Dr. Martin Seligman in Heidelberg gemacht hatte.

Da stand unter anderem:

Dankbarkeit ist die schönste Art, ein Egoist zu sein. 

Die positiven Effekte von Dankbarkeit

Komisch oder? Man dankt doch, um anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Ja, schon, aber wenn wir uns dankbar fühlen und dies anderen zeigen, macht das auch in unserem eigenen Leben gewaltige Unterschiede, wie das Michael Tomoff auf seinem Blog treffend zusammenfasst:

  1. Weil man in diesem Moment an die schönen Dinge im Leben denktDankbarkeit-flickr-medium_2845925838 Kopie und nicht – wie das unser Gehirn sonst so gerne tut – an die schlechten.
  2. Weil Dankbarkeit unsere Sichtweise verändert. Blöder Job heute? Wie wäre es damit, einen kurzen Augenblick dankbar zu sein, überhaupt einen Job zu haben? Streit mit dem Partner? Wie viele Menschen würden eine Menge dafür geben, überhaupt jemanden zu haben, mit dem sie streiten können.
  3. Weil es uns daran erinnert, was wirklich wichtig im Leben ist. Wenn ich darüber nachdenke, für was ich wirklich dankbar bin, sind es jene Dinge, die mir in meinem Leben wirklich wichtig sind.

Und falls Ihnen noch ein Weihnachtsgeschenk für einen lieben Menschen fehlt, dann hätte ich hier eine Idee – die übrigens ebenfalls aus der „Positiven Psychologie“ von Dr. Seligman stammt:

Das Dankbarkeits-Geschenk

Sie brauchen dazu:

  • Papier und Stift
  • 15 min störungsfreie Zeit

Bereit? Dann kann es losgehen: Denken Sie einmal an einen Menschen, der irgendetwas dazu beigetragen hat, dass Sie sich verändert haben – zum Positiven natürlich;-) An jemanden, dem Sie dafür noch nie so richtig gedankt haben und – das ist wichtig – den Sie in den nächsten Tagen oder Wochen persönlich treffen können.

Brief-handgeschrieben-flickr-3041954566 KopieWenn Ihnen nun mehr als ein Mensch einfällt – entscheiden Sie sich gefühlsmäßig für den ersten, der Ihnen einfällt. (… Sie können das „Dankbarkeits-Geschenk gerne später auch für die anderen „verpacken“ – später.)

Nun schreiben Sie einen Brief an diese Person, in dem Sie ihr genau DAFÜR danken – möglichst konkret und nicht mehr als 300 Worte. Was genau hat sie für Sie getan? Wofür genau sind Sie ihr dankbar?

Nehmen Sie sich dafür wirklich nur 15 Minuten Zeit. Dieses Zeitlimit hindert Ihren Perfektionismus, daran so lange an Formulierungen zu feilen bis nichts mehr da ist. Sobald die 15 min um sind nehmen Sie den Brief, stecken ihn in ein Kuvert und kleben das Kuvert zu (… um zu vermeiden, dass der Perfektionismus wieder zur Hintertür hereinkommt;-)

Nun rufen Sie die Person an und sagen ihr, dass Sie sie gerne besuchen würden. Wichtig: Sagen Sie nicht, um was es geht. Sie werden sehen, die Freude kommt mit der Überraschung.

Wenn Sie die Person dann treffen, darf es gerne zunächst ein paar Minuten Small Talk sein. Dann aber bitten Sie sie um 3 Minuten Aufmerksamkeit und darum, Sie in diesen 3 Minuten auf gar keinen Fall zu unterbrechen. Ziehen Sie jetzt Ihren Brief hervor, reissen ihn auf und lesen Sie ihn in aller Ruhe der Person vor. Vielleicht mutet  Ihnen das beim ersten Mal seltsam vor , aber die Wirkung wird Sie überraschen.

Und… falls Sie es wirklich nicht schaffen sollten, diese Person persönlich zu treffen, dann lesen Sie ihr den Brief am Telefon vor.

Dankbarkeit zu fühlen und sie nicht auszudrücken,
ist wie ein Geschenk zu verpacken und es nicht
zu verschenken.
William A. Ward

Credits:
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So trainieren Sie Ihre Empathie

Depositphotos_34717689_kleinSie sind gerade auf dem Sprung zu einem Date oder ein Vorstellungsgespräch?
Dann wissen Sie ja, was Sie vorher tun sollten, oder?

Bevor Sie losfahren, sollten Sie sich auf alle Fälle fünf Minuten Zeit nehmen und etwas lesen.

Nein – nicht irgendetwas. Keine Mails oder die neuesten Posts in Facebook.

Sie sollten besser ein wenig schöngeistige Literatur aus der Tasche holen und ein paar Minuten darin schmökern.

Anspruchsvolle Lektüre trainiert Ihr Empathie

Na, ja, dass Lesen bildet, ist ja nichts  Neues. Neu ist jedoch, dass ein paar Minuten anspruchsvolle Lektüre Ihr Empathievermögen steigern kann.

Das ist das Ergebnis einer gerade veröffentlichten Studie der beiden Sozialpsychologen Emanuele Castano und David Comer Kidd von der New York School for Social Research in New York in der Zeitschrift „Science“.

Sie haben nachgewiesen, dass nach der Lektüre literarischer Werke die Empathie- und Wahrnehmungsfähigkeiten signifikant ansteigen. Also genau jene Fähigkeiten, die man besonders dann braucht, wenn es darum geht, sich auf dem Parkett neuer sozialer Situationen möglichst geschickt zu bewegen. Ob dies gelingt hängt eben auch davon ab, wie gut Sie die  vielfältigen para- und nonverbalen Signale eines noch fremden Gesprächspartners richtig einzuschätzen wissen.

Die beiden Wissenschaftler rekrutierten eine Reihe von Versuchspersonen im Alter von 18 bis 75 Jahren und teilte sie in 4 Gruppen:
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  • Gruppe 1 bekam kurze Auszüge aus prämierten Romanen (z.B. Don LeLillo oder Alice Munro) zu lesen
  • Gruppe 2 durfte einige Seiten aus populären Bestsellerromanen z.B von Rosamunde Pilcher lesen.
  • Gruppe 3 gab man zum Vergleich einige Seiten aus  Sachbüchern zu lesen und
  • Gruppe 4 durfte alles andere tun, außer lesen.

Nach der Lektüre nahmen die Probanden aller vier Gruppen an verschiedenen Tests teil, die ihre Fähigkeit prüfen sollten, emotionale Schlüsselsignale eines Gesprächspartners richtig zu beurteilen oder das Verhalten einer Person in einer bestimmten sozialen Situation richtig vorauszusagen.

In einem der Tests namens „Reading Mind in the Eyes“ mussten die Testteilnehmer auf 36 Fotos von Augenpaaren entscheiden, welche Emotion diese Augen ausdrückten.
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* Ist diese Frau eher entsetzt oder eher voller Zweifel?
* Fühlt sich dieser Mann eher schuldig, weil er den Geburtstag seines Sohnes vergessen hat oder ist er genervt, weil seine Nasdaq-Aktien heute um 5 Punkte gesunken sind?
(Nein das war ein nur Scherz – diese Frage kam nicht in dem Test vor.)

Die beiden Forscher  haben festgestellt, dass Menschen, die anspruchsvolle Literatur gelesen haben (Gruppe 1), in den Tests signifikant besser abschnitten als diejenigen, die Unterhaltungsliteratur (Gruppe 2), Fachtexte (Gruppe 3) oder gar nichts (Gruppe 4) lasen.
Und das Testergebnis einer Testperson fiel selbst dann noch überdurchschnittlich gut aus, wenn sie angab, dass ihr die Lektüre nicht wirklich Spaß machte. (?)

Die Idee, dass das, was wir lesen, unsere sozialen und emotionalen Fähigkeiten beeinflussen könnte, ist nicht neu.
Schon in früheren Studien konnte man nachweisen, dass die Lektüre unterschiedlicher Texte mit unserem Empathievermögen und unsere Sensibilität gegenüber anderen Menschen korreliert.

Was im Gegensatz zu bisherigen Forschungen an dieser Studie wirklich überraschend ist, dass es anscheinend bereits aus reicht drei bis fünf Minuten einen anspruchsvollen Text zu lesen, um unsere Empathiefähigkeit merklich zu stärken.

Schöngeistige Literatur trainiert uns, feinere emotionale Nuancen wahrzunehmen

Warum aber kann die Lektüre von ein paar Seiten ausgewählter Literatur unser Einfühlungsvermögen so beeinflussen?
Wie im wirklichen Leben ist die Welt zeichnet sich gute Literatur auch dadurch aus, dass sie voller komplexer Charaktere ist. Charaktere, deren emotionale Zustände sich nicht so einfach entschlüsseln lassen und deren Verhalten viel schwerer vorhersehbar ist, als in populären Unterhaltungsromanen.
Folglich muss der Leser  selbst überlegen, was in den Protagonisten vor sich geht. Er  muss weitaus feinere Unterschiede zwischen den einzelnen Charakteren und den gefühlsmässigen Nuancen wahrzunehmen. Und eben dies trainiert – laut den beiden Wissenschaftlern – unsere Fähigkeit, sich in andere Menschen hinein zu versetzen – kurzum: Unsere Empathie.

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Oder liegt es am „Priming-Effekt“?

Eine andere Erklärung, könnte der sog. „Priming-Effekt“ liefern. Mit „Priming“ oder deutsch „Bahnung“ bezeichnet man in der Psychologie jenes Phänomen, bei dem mit einem bahnenden Reiz z.B. ein Bild, eine Geste oder eine bestimmte Umgebung unbewusste Gedächtnisinhalte aktiviert werden.
Ein kurzes Beispiel: Zwei Gruppen von Studenten bat man, einen 30-minütigen Aufsatz zu schreiben. Gruppe 1 hatte das Thema „Ein Tag in einem Altersheim„, Gruppe 2 das Thema „Ein Tag in einem Sportleistungszentrum„.

Was die Studenten nicht wussten, war, dass man ihre Gehgeschwindigkeit beim Verlassen des Untersuchungsraumes gemessen hat. Jene Studenten, die über das Altersheim schrieben, waren 7 – 15% langsamer als die Vergleichsgruppe. Das Thema „Altersheim“ primte ihr Verhalten.
Analog dazu könnte die Auseinandersetzung mit einer anspruchsvollen Lektüre voller feiner emotionalen Nuancen unser Empathievermögen primen.

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Literaturkurse trainieren emphatisches Verhalten von Ärzten

Übrigens werden bereits seit geraumer Zeit Literaturkurse auch dazu genutzt, um zum Beispiel bei Gefängnisinsassen Mitgefühl zu fördern oder empathisches Handeln bei Ärzten zu unterstützen… was meines Erachtens prinzipiell nicht schaden kann.

Mein Résumé:

Ich persönlich bin zwar jedes Mal begeistert, wenn uns die Wissenschaft neue pragmatische Ansätze liefert. Doch so faszinierend diese Studie auch ist, lässt sie dennoch viele Fragen offen.

Wie lange dauern diese positiven Effekte an? Würden drei Monate intensives Lesen von Charles Dickens uns zu einer zweiten Mutter Theresa machen? Wohl kaum.

Nachdem ich mich in den letzten Tagen durch einige Forschungsergebnisse zum Thema „Empathie“ gekämpft habe, scheint dieses Phänomen viel komplexer und multidimensionaler sein, als man glauben will. Ein weiterer Artikel dazu ist gerade in Arbeit.

PS: Testen Sie doch einmal Ihre Empathie mit dem „Reading Mind in the Eyes-Test„.

 

Quellen:

AK080 Der Zyklus zwischen Ordnung und Chaos

Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Podcast von „Abenteuer NLP & Kommunikation“

In diesem Podcast geht es unter anderem…

  • um den Flirt mit dem Zufall
  • um Luke Rhineharts anarchisches Buch aus den 1970er „Der Würfler
  • um Otto Rehagel und wie er lustig 2003 zum griechischen Nationalhelden „syntropierte“
  • und um einen faszinierenden Kreislauf, der uns immer wieder durch Stadien der Improvisation, der Ordnung, der Zwanghaftigkeit und auch des Chaos führt (ein weitergesponnener Gedanke aus meinem letzten Beitrag

Sie haben ihn noch nicht gehört? Gerne hier:

ordnung-chaos

nach einer Idee von Hermann Rühle

Quellen:

 

 

 

Die Balance zwischen Ordnung und Improvisation

Alles in Ordnung?!

Wo man hinschaut, alles scheint geregelt.

Wir haben die DIN 820, die Mutter aller Ordnungen, die auf über 50 eng beschriebenen Seiten regelt, wie alles geregelt sein muss. Es gibt 20.000 DIN-Vorschriften und 40.000 Fachleute in Unternehmen, Behörden und Verbänden arbeiten haupt- und nebenamtlich an der Weiterentwicklung dieser Regelwerks. Jeder Deutsche hat mindestens fünf Versicherungen oder waren es zehn?

Hermann Rühle, hat das in seinem  Buch „Die Kunst der Improvisation“ schön beschrieben. Er sagt:

Ordnung ist das halbe Leben. Und was ist eigentlich mit der anderen Hälfte?

Es scheint so zu sein, dass zwei Welten unser Leben bestimmen und manchmal auch miteinander ringen.

Zwei Welten bestimmen unser Leben

Auf der einen Seite eine ordentliche Welt, voller Planung, Exaktheit, Organisiertheit und Geradlinigkeit, die aus Gesetzen, Normen, Fahrplänen, Arbeitszeitmodellen, Friedhofsordnungen und Synchronschwimmen besteht.

Auf der anderen Seite eine außerordentliche Welt. Eine Welt, in der man das Unvorhergesehene spontan bewältigt, mit einer Stegreifrede zum Beispiel oder mit einer Sicherheitsnadel provisorisch, „last minute“-mäßig.

Ja wir schätzen Regelmässigkeit, Ordnung und Sicherheit. Wir haben es irgendwie gerne, wenn wir nach Hause kommen und alles ist so, wie es war, als wir wegfuhren. Wir mögen es, wenn das Morgen ungefähr so ist, wie das Heute und wenn unser Auto dort steht, wo wir es geparkt haben. Und trotz aller Ordnungsliebe – und manchmal auch gerade deswegen überrascht uns dann die außer-ordentliche Welt.

Fast stündlich geben sich diese beiden Welten die Türklinke in die Hand. Überlegen Sie einmal, wie oft es anders kam, als Sie geplant hatten und dann war sie da – die außerordentliche Welt.

Eigentlich hatten wir einen gemütlichen Abend zu zweit geplant, aber plötzlich klingelte es an der Tür und unerwartete Gäste kamen zu Besuch…“

Wie geht man nun damit um, wenn das AußerOrdentliche an die Tür klopft?

Möglichkeit 1: Vermeidung der außer-ordentlichen Welt durch noch mehr Ordnung
Man öffnet den unerwarteten Gästen erst gar nicht die Tür und tut so als ob man nicht zu Hause sei. Ja am besten man stellt die Türglocke ab und demontiert auch gleich den Klingelknopf. In Organisationen heisst das dann „Null-Fehler“-Kultur“, denn Fehler sind nicht nur außerordentlich sondern auch lästig. Also versucht man sie auf Biegen und Brechen zu vermeiden.
Doch Vorsicht: Schon Paul Helwig hat 1967 treffend beschrieben, dass das eigentlich Gute, z.B. der Hang zur Ordnung schnell ins Extreme abdriften kann. Aus der ordentlichen Welt würde eine zwanghafte Welt.

Eine zweite Möglichkeit wäre: Sich auf die außer-ordentliche Welt einlassen
Man öffnet den Gästen die Tür – und heisst das Außerordentliche willkommen. Was es dazu braucht, könnte man  „Improvisieren“ nennen. Die Fähigkeit, schnell umzuschalten, von dem, was wir erwartet haben zu dem Unerwarteten. Aber auch hier droht die Übertreibung: „Warum sollte ich überhaupt noch für Ordnung sorgen, wenn ich so toll improvisieren kann?“, meint das Improvisationstalent und ist damit auf dem besten Wege vom Außerordentlichen ins Chaos abzudriften.

Der französische Schriftsteller Paul Valéry sagte:

Zwei Gefahren drohen der Welt, Ordnung und Chaos.

Und da stimme ich ihm nicht ganz zu. Meine Variante hiesse:

Zwei Gefahren drohen der Welt, Zwanghaftigkeit und Chaos.

Grafik-Ordnung-chaos1

Möglichkeit 3: Balance zwischen Ordnung und Improvisation

Wenn „zuviel Ordnung“ droht, in zwanghaftes Verhalten  und „zuviel Improvisation“ ins Chaos abzudriften, liegt die Lösung – wie so oft – in der Mitte, in der Balance.
Doch diese Balance zu wahren ist nicht ganz einfach.  Denn dazu muss man es bemerken, wenn sich der gute Kern (das Ordentliche und das AußerOrdentliche) langsam aus dem Gleichgewicht geraten und man sich in Richtung Extrem (Zwang oder Chaos) aufmacht.
hjw-bücherEin Beispiel: Hinter mir stehen so ca. 1.300 Dach- und Fachbücher, die sich im Laufe der Jahrzehnte angesammelt haben. Kurz vor der Sommerseminarpause merkte ich immer öfters, wie ich vor dem Regal stand, und suchte und suchte und suchte. Das „Chaos“ hatte schleichend Einzug gehalten. Also nutze ich die erste Seminar-freie Woche um Ordnung zu schaffen, sortierte, ordnete und kategorisierte – erst nach Grossthemen wie „Psychologie, Philosophie etc.“ Eigentlich hätte ich mich damit zufrieden geben können, aber es war halt noch nicht perfekt. Ich sortierte die Bücher innerhalb der Themen nach Unterthemen, kaufte mir ein Literaturverwaltungsprogramm und begann alle meine Bücher dort zu erfassen und zu verschlagworten. Ola – da war es – das Zwanghafte. Mittlerweile glaube ich eine ganz „gesunde Ordnung“ gefunden zu haben … mal schauen, wie lange ich die Balance halten kann;-)

Zusammenfassung:

  1. Zwei gegensätzliche Welten bestimmen unser Leben: Die ordentliche Welt  und die außer-ordentliche Welt
  2. Beide Welten begegnen uns jeden Tag.
  3. Beide Welten sind im Kern positiv.
  4. Je mehr wir eine der beiden Welten lieben, desto mehr besteht die Gefahr, dass wir das Gute beginnen zu  übertreiben: Das Ordentliche ins Zwanghafte – das Außerordentliche ins Chaos.
  5. Um dies zu vermeiden, braucht jede der beiden Welten ihre „Schwesterwelt“, die sie abhält ins Extreme abzugleiten.

Ich freue mich über Ihr Feedback auf diesen Artikel. Gerne gleich hier als Post in meinem Weblog oder gerne auch als mail an hjw@visionintoaction.de

Ein Artikel von Hans-Jürgen Walter

Quelle:

  • Hermann Rühle: „Die Kunst der Improvisation“, Paderborn 2004
  • Paul Helwig, Charakterologie. Herder, Freiburg/B. 1968 (Herder-Bücherei; 283)

Bildnachweis: © Reimer – Pixelvario – Fotolia.com

Ein Video zum dem Werte-Instrument profilingvalues

Auf meinen letzten Artikel über das Werte-Instrument „profilingvalues“ haben mich eine Menge Mails und Anrufe von Menschen erreicht, die sich für dieses recht einzigartige Instrument interessieren.

Was mich besonders freute, waren all die Fragen, die an mich darüber gestellt wurden.

Fragen wie:

  • Was genau misst das profilingvalues?
  • Wo kann man es einsetzen?
  • Was erfährt man genau über sich mit dem profilingvalues?

und vieles andere mehr.

[squeeze_box]Mein Angebot: Da ich gerne meinen Teil zur Verbreitung des profilingvalues beitragen möchte, biete ich Ihnen den „Advanced-profilingvalues-Check“ im Wert von € 360.- zu einem Kennenlernpreis von nur € 175.- an.

Nutzen Sie dazu bitte folgenden Bestellbutton und den Gutscheincode: hueg3vaf

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Dieses Angebot ist gültig bis zum 1. August 2013. Alle genannten Preise verstehen sich zzgl. MwSt.[/squeeze_box]

Unter anderem fragte mich ein Anrufer, ob es denn nicht möglich sei, das profilingvalues in einem kurzen Video etwas näher zu erläutern. Und da ich gerade ein paar Seminar-freie Tage hatte…. wohlan… hier mein erstes Video über das profilingvalues, in der Hoffnung, dass es die wichtigsten Fragen über dieses Wertemessinstrument beantwortet;-)

 

Ein Einführungsvideo in das profilingvalues


Mehr über das profilingvalues:

Meine erste Begegnung mit dem profilingvalues (Artikel)

Coaching mit dem profilingvalues (Info-Seite)

Autor: Hans-Jürgen Walter

AK 77 Der Experte 2.0 … Worum es in Zukunft gehen wird

Mal ganz ehrlich, es hatte schon was, ein Experte zu sein.

Ganz gleich, ob als IT-Fachmann, Marketing-Experte, Reisebürokauffrau oder NLP-Trainer.
Wir waren die Wissenden – und die anderen kamen zu uns, um zu lernen, zu erfahren und meist waren sie gerne bereit, uns dafür zu entlohnen, dass wir unser Wissen weiter gaben.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt:
Wieso „waren“?

Ganz einfach, weil der Wissensvorsprung der so genannten Experten schneller dahin schmilzt als viele wahrhaben wollen.

Keine Zeit zum Lesen?

Den Artikel gibt´s auch zum Hören:

 

 

Der Grund: Die Leute machen sich selber schlau – und zwar oft schneller und noch schlauer als die Experten es tun können. Das Medium „Internet“ macht´s möglich.
(Und ich meine jetzt nicht das kollektive Zücken von Smartphones, wenn in gemütlicher Runde jemand fragt, wie weit der Mars von der Erde entfernt ist.)

Ich meine jenes Wissen, das noch vor ein paar Jahren ganz klar als Expertenwissen galt und zu dem Nicht-Experten schlichtweg keinen Zugang hatten. Der Wissenspool im Internet ist gigantisch gross geworden – und jeder kann sich bedienen.

Ein Beispiel:
Bevor meine Mutter das Rezept ihres Arztes einlöst, können Sie gewiss sein, dass sie vorher alles über das Medikament in Erfahrung bringt, was es zu wissen gilt – und zwar übers Internet. 

Armer Apotheker, der kann dann einem leid tun, denn er hat gar keine Chance so viel über das Medikament zu wissen, wie meine Mutter – schlicht weil er sich mit Hunderten Medikamenten beschäftigen muss – meine Mutter hingegen interessiert sich nur für ein einziges Medikament.

Ein zweites Beispiel:
Ich fahre ein recht spezielles Mountainbike und wenn ich meinen Fahrradhändler frage, ob da speziell für den Winter nicht auch ein paar noch fettere Reifen montiert werden können,  schaut der im PC nach und sagt mir: „Auf der Händlerseite steht leider nichts davon.“ Also stöbere ich mal schnell übers iPhone in ein paar einschlägigen MTB-Foren und habe die Info binnen 6 Minuten. Geht doch. Ich könnte den Reifen sogar sofort dort bestellen, günstiger wäre er auch … na und montieren kann ich das selbst. 

Wissen Sie was? Ich habe auch keine Lust mehr ins Reisebüro zu gehen, wenn ich eine nette Finca für mein nächstes Mallorca-Seminar suche. Wissen Sie was da passiert? „Moment – ich schau mal nach“, sagt dann die „durchaus nette Dame“ und wendet sich dem PC zu. Drei mal dürfen Sie raten, wo sie nachschaut. Das kann ich auch – und sogar meist schneller als sie.

Manchmal frage ich mich ernsthaft: Wozu gibt es eigentlich noch Reisebüros? Etwa nur deswegen, weil ca. 25% der Deutschen noch keinen Internetzugang haben? Nein oder?

Wozu müssen unsere Studierende eigentlich noch Zeit in klassischen Frontalvorlesungen über Grundlagenthemen absitzen? Da stellt man einmal einen rhetorisch versierten Professor vor die Kamera und schaut sich die Vorlesung dann über Youtube an – wo und wann man will und gerne auch öfters.

Kurzum: Unser schöne neue Welt des Internets futtert langsam aber sicher den Experten ihr Brot-und Butter Geschäft weg, mit dem sie jahrelang gutes Geld verdient haben.

Mal ganz nebenbei gilt das für uns Trainer, Coaches und Berater auch.

Sie glauben gar nicht, wie fit meine Teilnehmer schon ins Seminar kommen, wieviel z.B. über NLP die schon wissen, gelesen und gehört haben – meine 70 NLP-Podcasts allemal.

Lange Zeit war es völlig ausreichend,  ein klein wenig mehr als die Masse zu wissen, und damit konnte man locker seine Brötchen zu verdienen. Oder um es etwas drastischer auszudrücken: Solange die Nicht-Wissenden keinen oder nur beschwerlich Zugang zu dem gewünschten Wissen hatten, hatten die, die Zugang hatten, quasi vollautomatisch Expertenstatus.

Sterben die Experten aus?
Heisst das nun, dass wir in Zukunft keine Experten mehr haben werden?
Bedeutet das nun, dass Fahrradhändler, Reisebüros, Steuerberater oder NLP-Trainer Auslaufmodelle sind, das sich nun jeder nach Herzenslust selbst schlau machen kann?
Nein – das heisst es nicht!

Nach Gunter Dueck, Ex-CTO von IBM, Philosoph und Autor zahlreicher lesenswerter Bücher wird sich unsere Welt in zwei Wissenssegmente aufteilen:

  1. den Bereich des Allerwelts-Wissen (Commodity) und
  2. den Bereich des Premium-Wissen

Das Allerwelts-Wissen kann man sich bequem im Internet besorgen – was bleibt ist „der Premium-Bereich“. Und was der Premium-Bereich benötigt, ist eine neue Professionalität.

Nicht jene Professionalität des letzten Jahrhunderts, in der man hohes Ansehen (und auch Gehalt) genoss, wenn man immer mehr über immer weniger wusste – der fast autistisch anmutende Fachexperte – sondern das, was David Guest schon 1991 in seinem Artikel „The hunt is on for the Renaissance Man of computing“ „T-Shaped“ nannte.

Bei einem „T-Shaped“-Kompetenzprofil steht der senkrechte Strich des „T´s“ nach wie vor für ein Spezialwissen und Können – wenn ich nochmals meinen Fahrradhändler vom Anfang bemühe, dann wäre dies meinetwegen „Den Einbau von E-Motoren in Lastenfahrräder“  – hier ist er absolut der Experte, verfügt über reichlich Erfahrung und kennt jeden Kniff. Zugleich sollte er aber über den eigenen Tellerand hinausblicken können und seine Expertenkompetenz mit dem dafür nötigen Breitenwissen- und  können vereinen.

Der waagrechte Strich auf dem „T“ steht also für jenes Wissen und Können, das die Expertenkompetenz erst wirken lässt – ja darüberhinaus auch jede Menge alternativer Zukünfte erschliesst:
Wenn ich mich als Hochschulprofessor mit coolen Videoproduktion, als Projektleiter für Windkraftwerken mit agilen Projektmanagementmethoden oder als Fahrradhändler damit beschäftige, E-Bike-Leasingangebote für Unternehmen zu machen, dann brauche ich mir nur wenig Sorgen zu machen, dass ein Teil meiner heutigen Expertise morgen vielleicht schon Allerweltswissen wird.

Übrigens: IBM legte bereits Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts seiner Mitarbeiterentwicklung das Modell einer „T-Shaped Career“ zugrunde.

Lust, über das eigene Profil nachzudenken?
Vielleicht haben Sie ja Lust, einmal über Ihr „T-shaped“-Profil nachzudenken:

Ein guter erster Schritt wäre, sich folgende Fragen zu stellen:

  1. Wie sieht mein persönliches „T“ aus – bezogen auf meine Fachdiziplin? Worin bin ich Experte – also erfahrener und kompetenter als die meisten in meinem Gebiet?
    Wenn Sie in der IT-Branche sind, könnte das z.B. „Das Wissen über Workflow-management-Systeme“ sein und oder als Ingenieur z.B.  „Hydrodynamische Wälzlagertechnik“ sein.
  2. Wie sieht der „waagrechte Strich auf Ihren „T“ aus? Welches interdisziplinäre Wissen und Können brauchen Sie, um dieses „T“ noch „wirkungsvoller“ zur Geltung zu bringen?
    Oder: Welches Nicht-Wissen oder Nicht-Können verhindert, dass Ihre Expertenkompetenz richtig zur Geltung kommt?
    Bitte beachten Sie, dass es hierbei nicht darum geht, morgen ein Studium generale zu beginnen oder weitere 5 Fremdsprachen zu lernen. Es geht darum, sich jene Fähigkeiten anzueignen, die Ihre Expertise in Ihrem Umfeld zur Wirkung bringt.
    Im Zweifelsfall wären Sie im Pool der „Softskills“ fündig“: Kommunikation, Verhandlungsgeschick, Das Leiten von Gruppen, Projektmanagement. usw.

Schlussbemerkung:

Mir persönlich gefällt diese Entwicklung sehr. Wenn immer mehr Menschen in meine Seminare kommen, die z.B. über NLP oder Führung schon eine Menge wissen, die Basics schon intus haben, dann können wir immer mehr wertvolle Zeit im Seminar dafür nutzen, worum es eigentlich geht: neue tragfähige Lösungen für eine Zukunft schaffen, in der es sich lohnt zu leben.

Das hat doch etwas, oder?

Autor: Hans-Jürgen Walter

Quellen und weitere Links:

AK076 Strategien für ein konstruktives EmotionsManagement

Auch wenn es die „Kopfmenschen“ unter uns nur (manchmal) schwer begreifen können (wollen), ohne Emotionen geht gar nichts – kein Denken, keine Entscheidung, keine Planung.

Ob und wie man Emotionen allerdings nach aussen zeigt, ist eine ganz andere Frage.

Auch wenn es ein netter Gedanke ist, jedes Gefühl immer und überall kongruent zu zeigen – es ist eine Illusion.

In jeder sozialen Situation verhalten wir uns mehr oder weniger konform zu den „Display Rules„, die in dem Kontext herrschen – Verhaltenserwartungen der „social community“ an uns, welche Emotionen wie und wann und ob überhaupt gezeigt werden dürfen.

Der Mensch ist also seiner Natur nach nicht nur ein emotionales Wesen – er ist auch ein emotionen-kontrollierendes Wesen. Nur ein Beispiel: Man schluckt die empfundene Schadenfreude über das Missgeschick eines anderen hinunter, um sich nicht unbeliebt zu machen.

Die Frage ist nur:

  • Wie bewerkstelligen wir diese Kontrolle der eigenen Emotionen?
  • Welche Strategien nutzen wir, um unsere Emotionen in Zaum zu halten?
  • Welche Strategien der Emotionskontrolle sind sinnvoll, nützlich und unserer seelischen Gesundheit zuträglich?

Diesen und weiteren Fragen gehe ich in dieser Sendung nach und versuche aus meiner Erfahrung als Trainer und Coach, aus dem NLP und den Erkenntnissen der Neurowissenschaften und Emotionspsychologie ein paar pragmatische Antworten zu finden.

Ich freue mich über Deinen/Ihren Feedback.

Ihr/Dein Hans-Jürgen Walter

Viel Spaß beim Reinhören (20:30 min):

[info_box]Übrigens: Viele weitere Podcasts von mir finden Sie hier.[/info_box]

Autor: Hans-Jürgen Walter

Das Abenteuer Stärken

„Nicht genutzte Stärken, sind wie Sonnenuhren im Schatten.“

Dieses Zitat von Benjamin Franklin las ich zum ersten Mal vor ungefähr 10 Jahren. Zeitgleich lag druckfrisch die erste Gallup-Studie „Engagement-Index“ auf meinem Schreibtisch, nach der lediglich 16% der deutschen Arbeitnehmer ab 18 Jahren eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen. Oder anders gesehen: Runde 84% haben mehr oder weniger die innere Kündigung vollzogen oder sich zumindest in den „freizeitorientierten Schongang“ geflüchtet.

Damals dachte ich: „Diese Studie muss doch einen Aufschrei in deutschen Unternehmen bewirken und einen Change-Prozess in Gang setzen, der seines gleichen sucht.

Doch heute – nach 10 Jahren ist es ruhig geworden – und von den gruseligen Gallup-Zahlen liest man mehr oder weniger nur in Insiderkreisen. Wer jetzt glaubt, dass sich mittlerweile alles zum Guten gewendet hat, der irrt und möge einen Blick auf die 2011er Studie werfen. (Link zum aktuellen Gallup-Report 2011)

Nun fragt sich der geneigte Leser vielleicht zu Recht, warum diese Studie mich als NLP-Lehr- und Führungskräftetrainer derart echauffiert?

Die Antwort ist recht einfach: Wenn man im NLP die – psycho-logische Ebene der reinen Skills hinter sich gelassen hat, stösst man zwangsläufig auf Fragen, die tiefer schürfen:

  • Unter welchen Bedingungen sind Menschen willens, Außergewöhnliches zu (er-)schaffen?
  • Was muss sein, damit Menschen in Ihrem Tun Sinn und Erfüllung erfahren?
  • Oder kurzum: Was macht Menschen glücklich?

Wenn man dann als Trainer und Coach beginnt, zu forschen und sich mit Konzepten wie den Werte-Modellen von Clare Graves, der Positiven Psychologie von Martin Seligman, dem „Flow-Phänomen“ von M. Csíkszentmihályi oder der Logo-Therapie von Viktor Frankl beschäftigt, dann verdichten sich die Gedanken irgendwann einmal zu einigen Thesen, die ich gerne mit Ihnen teile – auch wenn diese (ungeordneten) Ideen (noch lange nicht) zu Ende gedacht sind….

  • These 1: Jeder Mensch auf dieser Welt hat eine Aufgabe, die er besser als jeder andere erfüllen kann.
  • These 2: Wenn ein Mensch diese – seine – Aufgabe gefunden hat und wahrnimmt, macht ihn dies glücklich und erfüllt ihn mit Sinn.
  • These 3: Glück entsteht durch zwei Aspekte: 1. Durch möglichst viele glückvolle Momente im Hier und Jetzt und 2. dadurch dass der Mensch sich einer Aufgabe verschreibt, die (ein klein wenig) grösser ist als er selbst.
  • These 4: Glück entsteht, wenn ein Mensch seine – ihm einzigartigen Stärken – in einer Aufgabe leben kann.
  • These 5: Jeder Mensch besitzt ein einzigartiges Bündel an Stärken. Diese gilt es zu erkennen und in Bezug zu einer Aufgabe zu setzen, die diese Stärken erfordert.
  • These 6: Es gibt keine Stärken per se – nur bestimmte Fähig- und Fertigkeiten, die es uns erlauben, in einem bestimmten Kontext Außergewöhnliches zu leisten.
  • These 7: Eine wesentliche Aufgabe von Führungskräften besteht darin, sicherzustellen, dass das Anforderungsprofil einer Aufgabe optimal zu dem Stärkenprofils eines Menschen passt. (Aufgabe/Mensch-Passung)
  • These 8: Die Verantwortung einer Führungskraft besteht darin, darauf zu achten, dass ein Mensch in einem Unternehmen seine wichtigsten Werte in Bezug auf den Kontext „Arbeit“ leben kann. („Cultural-Matching“)
  • These 9: Menschen mit einer Aufgabe zu betrauen, die nicht im Bereich ihrer Stärken liegt, schafft (Un-)Sinn, Leid und ist ist unsozial.
  • These 10:  „Alles ist nicht möglich!“: Es ist eine Allmachtsphantasie, zu glauben, jeder Mensch könne jede Fähigkeit bis zum Grad der Exzellenz erlernen.
  • These 11: Stärken entwickeln sich aus Talente, doch nur dann, wenn man diese Talente durch Üben-Üben-Üben ausbildet. (s. „Die 10.000 Std. Regel nach M. Gladwell)“
  • These 12: Talent und Begabung werden überbewertet. Vortreffliche Leistungen sind in der Regel das Ergebnis von Training, Leidenschaft und Ausdauer.
  • These 13: Wir leben nach wie vor in einer „Reparatur/Defizit-Gesellschaft“, in der der Fokus darauf liegt, was nicht funktioniert. Die Folge: Menschen werden auf Grund ihrer Stärken eingestellt und ab dann liegt der Fokus auf ihren Schwächen.
  • These 14: Die Ausprägung einer Persönlichkeit ist weitaus stabiler als man denkt. Deshalb lasst uns darauf verzichten, an menschlichen Schwächen herumzudoktern und zu versuchen, in Menschen etwas „hinein zu tun“ was nicht da ist. Lasst uns lieber das einzigartige in Menschen erkennen, was da ist. Damit hätten wir schon genug zu tun.
  • These 15: Ja, Menschen haben (auch) Schwächen. Diese gilt es zu erkennen. Sollte es sich um eine Schwäche im Bereich von einer Basiskompetenz handelt, gilt es daran zu arbeiten. Ist diese Eigenschaft weder eine Basiskompetenz noch hinderlich in der Erfüllung des aktuellen Aufgabenbereiches, wäre es sinnvoller, diese Aufgabe jemanden anderen anzuvertrauen.
  • These 16: Werte sind alles das, was Menschen wichtig ist. Je mehr ein Mensch in der Lage ist, seine höchsten Werte aktiv zu leben, desto glückvoller erlebt er sein Leben.

Autor: Hans-Jürgen Walter
 

Symposium Positive Psychologie in Heidelberg – ein Resumee

logo-positivepsychologieAm vergangenen Samstag waren Simone (meine Frau) und ich Gäste beim „2. Symposium für Positive Psychologie“ in Heidelberg und hier möchte ich von unseren Eindrücken und Erkenntnissen berichten.

Vorab für alle, die mit dem Begriff der „Positiven Psychologie“ noch wenig anfangen können, eine kurze Einführung:

Traditionell beschäftigte sich Psychologie eher mit der Erforschung und Heilung von intra- und interpersonellen Störungen, Konflikten und seelischen Krankheiten, wie z.B. Neurosen und Psychosen, kurzum mit Defiziten und Mängeln.
Auch Prof. Dr Martin Seligman, der Begründer und Schlüsselfigur der „Positiven Psychologie“ war jahrzehntelang auf diesem klassischen Gebiet tätig und arbeitete als klinischer Psychologe. Bekannt wurde er u.a. durchs eine Forschungen über „erlernte Hilflosigkeit“.
Wenn ich Dr. Seligman am letzten Samstag richtig verstanden habe, dann war ein Auslöser die „Positive Psychologie“ zu begründen, die folgende Erkenntnis: Selbst wenn es ihm gelang, einen Patienten von seinem seelischen Leid (z.B. einer Neurose) zu heilen, war diese Heilung nicht automatisch damit verbunden, dass dieser Mensch zurückfand zu Lebensfreude, Sinn und Glück…. sondern oftmals – wie es Martin Seligman ausdrückte „nur als leerer Mensch zurückblieb“.
Die von ihm begründete „Positive Psychologie“ wollte einen anderen Weg gehen, sie wollte eine Disziplin sein, die ihre Aufmerksamkeit mehr auf die Ressourcen und Stärken der Menschen richtet, als auf ihre Defizite. Sie wollte systematisch untersuchen, was Menschen tun, wie Menschen denken, um zufriedener und glücklicher zu sein. Denn: seelische Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit, so die Vertreter der Positiven Psychologie.
Wichtig erscheint mir zu betonen, dass…

  1. die „Positive Psychologie“ in keinster Weise die klassische Psychologie diskreditiert, sondern dies als ebenso wichtige Disziplin wertschätzt und
  2. prinzipiell nichts mit der Bewegung des „Positiven Denken“ (Carnegie, Hay et al) zu tun hat, sondern sich zu einer wissenschaftlich fundierte Disziplin entwickelt, die jene Aspekte erforscht, die das Leben lebenswerter machen.

Wer nun vielleicht denkt, dass die „Positive Psychologie“ bereits ein konsistenter, kompakter und alltags-tauglicher Werkzeugkoffer für mehr Lebenszufriedenheit ist, der wird etwas enttäuscht sein.
So wie ich die PP momentan begreife, ist sie ein „Modell in der Entwicklung“. Zwar gibt es auf der ganzen Welt bereits viele aussichtsreiche Projekte, in denen mit „positiv-psychologische-Ansätzen“ gearbeitet wird z.B. Die Einführung eine Schulfaches „Glück“ von OStr. Ernst Fritz-Schubert an der Boenhoeffer-Schule in Heidelberg, der damit messbare Erfolge erzielte. Dennoch erscheint mir die PP zur Zeit noch mehr ein Denkmodell zu sein, das gerade seinen Weg sucht, andere Disziplinen wie Psychotherapie, Pädagogik oder Management zu befruchten.

Besonders im angelsächsischen Raum machen „Positive Leadership“-Konzepte von sich reden, aber auch bei uns versuchen Unternehmen, wie Obi oder auch die Saturn Holding die Prinzipien der „Positiven Psychologie“ in ihre Unternehmenspolitik zu integrieren.

Bisher waren „Happiness“ und Glück die zentralen Schlagworte in der PP. Nun nennt Dr. Seligman als das neue Ziel ein psycho-soziales Wohlbefinden („well-being“), das sich mittlerweile auch weltweit messen lässt.
Die mess- und trainierbaren Einflussfaktoren auf dieses „Well-being“ sind in dem PERMA-Konzept zusammengefasst – 5 Faktoren die einen hohen Einfluss auf unser Wohlbefinden haben:
P = Positive Emotionen
E = Engagement / Flow
R = Relationship (gesunde Beziehungen
M = Meaning (Sinn)
A = Accomplishement (Ziele erreichen)

Dazu haben sich Prof. Seligman und Kollegen eine Vielzahl von „Lebensübungen“ aus vielen Kulturen, Religionen und Philosophien darauf getestet, inwieweit diese Übungen Menschen unterstützen können, „PERMA“ aufzubauen.

Dr. Philip Streit, ein Redner des Symposiums hat uns dazu eine Auswahl von 14 Übungen vorgestellt, die mir als Trainer und Coach eher selbstverständlich vorkamen. Das meiste davon, wie z.B. „ein Nachruf auf das eigene Leben schreiben“, „abends vor dem Einschlafen sich an drei sehr positive Gedanken erinnern“ oder „sich den eigenen Stärken bewusst zu sein“ ist sicher nützlich, aber nicht wirklich neu.

Mein derzeitiges Resümee: Ich betrachte die „Positive Psychologie“ durchaus als wegweisenden Impuls – und freue mich sehr, wenn Schulen, Therapie und auch Management dadurch in Zukunft ressourcen- und stärkenorientierter arbeiten.

Was ich mir jedoch wünsche, ist, dass die „Positiven Psychologen“ in Zukunft (wie bei dem Symposium leider über Gebühr geschehen) weniger darauf konzentrieren, ihre Theorien statistisch wasserdicht zu machen, sondern einmal über den eigenen Tellerrand hinausschauen, was Kollegen aus der konstruktivistisch-systemischen Fraktion … und vielleicht ja auch die NLP-Community bereits an viablen Modellen und pragmatischen Veränderungsstrategien entwickelt haben und seit Jahrzehnten erfolgreich einsetzen.

Was ich hoffe, ist, dass die Positive Psychologie ihrer Aufgabe gerecht wird, eine wirkungsvolle Zäsur in unserem (leider immer noch übermächtigen) Glaubensystem „Its better to fix, what´s wrong“ setzen kann, um auch bei uns im Land der Skeptiker und Kritiker ein „It´s better to built what´s strong.“ zu etablieren. Good luck!

Literatur zur Positiven Psychologie

Link zur deutschsprachigen Website von „Seligman Europe“

Oliver Burkeman: Wie man ein wenig glücklicher werden kann?

Hier spricht der Journalist Oliver Burkeman, der im „Guardian“ mit seiner wöchentlichen Psychologie-Kolumne „This Column will change your life“ recht eindrücklich und humorvoll über die „Selbsthilfe-Welle“ schreibt, die uns seit Jahrzehnten mit ununterbrochener Kraft zu einem besseren Leben führen will.

Dauer des Videos: 29 min

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