AK081 Danke

Hallo und herzlich willkommen

zu meinem 81. und wohl letztem Podcast in diesem Jahr, in dem ich einfach einmal „Danke“ sagen möchte.

In diesem Sinne …

x-mas 2013

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer mehr über dieses Thema wissen möchte, der schaut einfach einmal in meinen letzten Artikel:

Dankbarkeit ist die schönste Art, ein Egoist zu sein.

 

Dankbarkeit ist die schönste Art, ein Egoist zu sein.

NLP-Mühle-mit-phoebeGerade komme ich von einem langen und recht feuchten Spaziergang mit meinem Hund zurück, sitze nun hier in unserer Mühle in Bammental und mache, was ich sehr gerne tue: Nachdenken.

Ich lasse so das (fast) vergangene Jahr an mir vorbei ziehen, erinnere mich an all die Seminare, Coachings und Vorträge aus den letzten 12 Monaten, aber noch viel mehr an all die Menschen, mit denen ich dieses Jahr Zeit verbracht habe. Manchmal haben wir uns nur kurz kennengelernt mit manchen anderen habe ich viele Tage verbracht z.B. in unserer NLP-Ausbildung.

Und während ich so nachdenke, merke ich ein Gefühl der Dankbarkeit in mir, ein Gefühl, das im Trubel des Alltags oft viel zu oft zu kurz kommt. Vieles scheint so selbstverständlich – kaum eines Gedankens würdig: gute Freunde zu haben, auf die man zählen kann, eine Arbeit tun zu können, in der man einen Sinn sieht, dabei zusehen zu können, wie drei wunderbare Kinder ihren Weg finden und eine Partnerin an der Seite zu wissen, die mit einem durch dick und dünn geht.

[note_box]Zu diesem Thema gibt es auch einen aktuellen Podcast von mir. Wenn Sie Lust haben, hören Sie doch einmal hinein.[/note_box]

Ich glaube, ich bin von meiner Natur her kein undankbarer Mensch, aber ich vergesse dieses Gefühl einfach viel zu oft, räume anderen Dingen mehr Raum und Zeit in meinem Leben ein. Deshalb beschloss ich heute morgen einmal, nur einen halben Tag – jetzt da ich mein letztes Seminar für dieses Jahr hinter mir gelassen habe – mich mit einem Thema zu beschäftigen, das mir zu kurz kommt.

Ich surfte ein wenig durchs Netz und die gesammelten Werke meiner Festplatte und blieb bei meinen Notizen hängen, die ich im letzten Jahr bei einem Vortrag von Dr. Martin Seligman in Heidelberg gemacht hatte.

Da stand unter anderem:

Dankbarkeit ist die schönste Art, ein Egoist zu sein. 

Die positiven Effekte von Dankbarkeit

Komisch oder? Man dankt doch, um anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Ja, schon, aber wenn wir uns dankbar fühlen und dies anderen zeigen, macht das auch in unserem eigenen Leben gewaltige Unterschiede, wie das Michael Tomoff auf seinem Blog treffend zusammenfasst:

  1. Weil man in diesem Moment an die schönen Dinge im Leben denktDankbarkeit-flickr-medium_2845925838 Kopie und nicht – wie das unser Gehirn sonst so gerne tut – an die schlechten.
  2. Weil Dankbarkeit unsere Sichtweise verändert. Blöder Job heute? Wie wäre es damit, einen kurzen Augenblick dankbar zu sein, überhaupt einen Job zu haben? Streit mit dem Partner? Wie viele Menschen würden eine Menge dafür geben, überhaupt jemanden zu haben, mit dem sie streiten können.
  3. Weil es uns daran erinnert, was wirklich wichtig im Leben ist. Wenn ich darüber nachdenke, für was ich wirklich dankbar bin, sind es jene Dinge, die mir in meinem Leben wirklich wichtig sind.

Und falls Ihnen noch ein Weihnachtsgeschenk für einen lieben Menschen fehlt, dann hätte ich hier eine Idee – die übrigens ebenfalls aus der „Positiven Psychologie“ von Dr. Seligman stammt:

Das Dankbarkeits-Geschenk

Sie brauchen dazu:

  • Papier und Stift
  • 15 min störungsfreie Zeit

Bereit? Dann kann es losgehen: Denken Sie einmal an einen Menschen, der irgendetwas dazu beigetragen hat, dass Sie sich verändert haben – zum Positiven natürlich;-) An jemanden, dem Sie dafür noch nie so richtig gedankt haben und – das ist wichtig – den Sie in den nächsten Tagen oder Wochen persönlich treffen können.

Brief-handgeschrieben-flickr-3041954566 KopieWenn Ihnen nun mehr als ein Mensch einfällt – entscheiden Sie sich gefühlsmäßig für den ersten, der Ihnen einfällt. (… Sie können das „Dankbarkeits-Geschenk gerne später auch für die anderen „verpacken“ – später.)

Nun schreiben Sie einen Brief an diese Person, in dem Sie ihr genau DAFÜR danken – möglichst konkret und nicht mehr als 300 Worte. Was genau hat sie für Sie getan? Wofür genau sind Sie ihr dankbar?

Nehmen Sie sich dafür wirklich nur 15 Minuten Zeit. Dieses Zeitlimit hindert Ihren Perfektionismus, daran so lange an Formulierungen zu feilen bis nichts mehr da ist. Sobald die 15 min um sind nehmen Sie den Brief, stecken ihn in ein Kuvert und kleben das Kuvert zu (… um zu vermeiden, dass der Perfektionismus wieder zur Hintertür hereinkommt;-)

Nun rufen Sie die Person an und sagen ihr, dass Sie sie gerne besuchen würden. Wichtig: Sagen Sie nicht, um was es geht. Sie werden sehen, die Freude kommt mit der Überraschung.

Wenn Sie die Person dann treffen, darf es gerne zunächst ein paar Minuten Small Talk sein. Dann aber bitten Sie sie um 3 Minuten Aufmerksamkeit und darum, Sie in diesen 3 Minuten auf gar keinen Fall zu unterbrechen. Ziehen Sie jetzt Ihren Brief hervor, reissen ihn auf und lesen Sie ihn in aller Ruhe der Person vor. Vielleicht mutet  Ihnen das beim ersten Mal seltsam vor , aber die Wirkung wird Sie überraschen.

Und… falls Sie es wirklich nicht schaffen sollten, diese Person persönlich zu treffen, dann lesen Sie ihr den Brief am Telefon vor.

Dankbarkeit zu fühlen und sie nicht auszudrücken,
ist wie ein Geschenk zu verpacken und es nicht
zu verschenken.
William A. Ward

Credits:
photo credit: kurbjuhn via photopin cc
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lanier67 via photopin cc

So trainieren Sie Ihre Empathie

Depositphotos_34717689_kleinSie sind gerade auf dem Sprung zu einem Date oder ein Vorstellungsgespräch?
Dann wissen Sie ja, was Sie vorher tun sollten, oder?

Bevor Sie losfahren, sollten Sie sich auf alle Fälle fünf Minuten Zeit nehmen und etwas lesen.

Nein – nicht irgendetwas. Keine Mails oder die neuesten Posts in Facebook.

Sie sollten besser ein wenig schöngeistige Literatur aus der Tasche holen und ein paar Minuten darin schmökern.

Anspruchsvolle Lektüre trainiert Ihr Empathie

Na, ja, dass Lesen bildet, ist ja nichts  Neues. Neu ist jedoch, dass ein paar Minuten anspruchsvolle Lektüre Ihr Empathievermögen steigern kann.

Das ist das Ergebnis einer gerade veröffentlichten Studie der beiden Sozialpsychologen Emanuele Castano und David Comer Kidd von der New York School for Social Research in New York in der Zeitschrift „Science“.

Sie haben nachgewiesen, dass nach der Lektüre literarischer Werke die Empathie- und Wahrnehmungsfähigkeiten signifikant ansteigen. Also genau jene Fähigkeiten, die man besonders dann braucht, wenn es darum geht, sich auf dem Parkett neuer sozialer Situationen möglichst geschickt zu bewegen. Ob dies gelingt hängt eben auch davon ab, wie gut Sie die  vielfältigen para- und nonverbalen Signale eines noch fremden Gesprächspartners richtig einzuschätzen wissen.

Die beiden Wissenschaftler rekrutierten eine Reihe von Versuchspersonen im Alter von 18 bis 75 Jahren und teilte sie in 4 Gruppen:
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  • Gruppe 1 bekam kurze Auszüge aus prämierten Romanen (z.B. Don LeLillo oder Alice Munro) zu lesen
  • Gruppe 2 durfte einige Seiten aus populären Bestsellerromanen z.B von Rosamunde Pilcher lesen.
  • Gruppe 3 gab man zum Vergleich einige Seiten aus  Sachbüchern zu lesen und
  • Gruppe 4 durfte alles andere tun, außer lesen.

Nach der Lektüre nahmen die Probanden aller vier Gruppen an verschiedenen Tests teil, die ihre Fähigkeit prüfen sollten, emotionale Schlüsselsignale eines Gesprächspartners richtig zu beurteilen oder das Verhalten einer Person in einer bestimmten sozialen Situation richtig vorauszusagen.

In einem der Tests namens „Reading Mind in the Eyes“ mussten die Testteilnehmer auf 36 Fotos von Augenpaaren entscheiden, welche Emotion diese Augen ausdrückten.
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* Ist diese Frau eher entsetzt oder eher voller Zweifel?
* Fühlt sich dieser Mann eher schuldig, weil er den Geburtstag seines Sohnes vergessen hat oder ist er genervt, weil seine Nasdaq-Aktien heute um 5 Punkte gesunken sind?
(Nein das war ein nur Scherz – diese Frage kam nicht in dem Test vor.)

Die beiden Forscher  haben festgestellt, dass Menschen, die anspruchsvolle Literatur gelesen haben (Gruppe 1), in den Tests signifikant besser abschnitten als diejenigen, die Unterhaltungsliteratur (Gruppe 2), Fachtexte (Gruppe 3) oder gar nichts (Gruppe 4) lasen.
Und das Testergebnis einer Testperson fiel selbst dann noch überdurchschnittlich gut aus, wenn sie angab, dass ihr die Lektüre nicht wirklich Spaß machte. (?)

Die Idee, dass das, was wir lesen, unsere sozialen und emotionalen Fähigkeiten beeinflussen könnte, ist nicht neu.
Schon in früheren Studien konnte man nachweisen, dass die Lektüre unterschiedlicher Texte mit unserem Empathievermögen und unsere Sensibilität gegenüber anderen Menschen korreliert.

Was im Gegensatz zu bisherigen Forschungen an dieser Studie wirklich überraschend ist, dass es anscheinend bereits aus reicht drei bis fünf Minuten einen anspruchsvollen Text zu lesen, um unsere Empathiefähigkeit merklich zu stärken.

Schöngeistige Literatur trainiert uns, feinere emotionale Nuancen wahrzunehmen

Warum aber kann die Lektüre von ein paar Seiten ausgewählter Literatur unser Einfühlungsvermögen so beeinflussen?
Wie im wirklichen Leben ist die Welt zeichnet sich gute Literatur auch dadurch aus, dass sie voller komplexer Charaktere ist. Charaktere, deren emotionale Zustände sich nicht so einfach entschlüsseln lassen und deren Verhalten viel schwerer vorhersehbar ist, als in populären Unterhaltungsromanen.
Folglich muss der Leser  selbst überlegen, was in den Protagonisten vor sich geht. Er  muss weitaus feinere Unterschiede zwischen den einzelnen Charakteren und den gefühlsmässigen Nuancen wahrzunehmen. Und eben dies trainiert – laut den beiden Wissenschaftlern – unsere Fähigkeit, sich in andere Menschen hinein zu versetzen – kurzum: Unsere Empathie.

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Oder liegt es am „Priming-Effekt“?

Eine andere Erklärung, könnte der sog. „Priming-Effekt“ liefern. Mit „Priming“ oder deutsch „Bahnung“ bezeichnet man in der Psychologie jenes Phänomen, bei dem mit einem bahnenden Reiz z.B. ein Bild, eine Geste oder eine bestimmte Umgebung unbewusste Gedächtnisinhalte aktiviert werden.
Ein kurzes Beispiel: Zwei Gruppen von Studenten bat man, einen 30-minütigen Aufsatz zu schreiben. Gruppe 1 hatte das Thema „Ein Tag in einem Altersheim„, Gruppe 2 das Thema „Ein Tag in einem Sportleistungszentrum„.

Was die Studenten nicht wussten, war, dass man ihre Gehgeschwindigkeit beim Verlassen des Untersuchungsraumes gemessen hat. Jene Studenten, die über das Altersheim schrieben, waren 7 – 15% langsamer als die Vergleichsgruppe. Das Thema „Altersheim“ primte ihr Verhalten.
Analog dazu könnte die Auseinandersetzung mit einer anspruchsvollen Lektüre voller feiner emotionalen Nuancen unser Empathievermögen primen.

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Literaturkurse trainieren emphatisches Verhalten von Ärzten

Übrigens werden bereits seit geraumer Zeit Literaturkurse auch dazu genutzt, um zum Beispiel bei Gefängnisinsassen Mitgefühl zu fördern oder empathisches Handeln bei Ärzten zu unterstützen… was meines Erachtens prinzipiell nicht schaden kann.

Mein Résumé:

Ich persönlich bin zwar jedes Mal begeistert, wenn uns die Wissenschaft neue pragmatische Ansätze liefert. Doch so faszinierend diese Studie auch ist, lässt sie dennoch viele Fragen offen.

Wie lange dauern diese positiven Effekte an? Würden drei Monate intensives Lesen von Charles Dickens uns zu einer zweiten Mutter Theresa machen? Wohl kaum.

Nachdem ich mich in den letzten Tagen durch einige Forschungsergebnisse zum Thema „Empathie“ gekämpft habe, scheint dieses Phänomen viel komplexer und multidimensionaler sein, als man glauben will. Ein weiterer Artikel dazu ist gerade in Arbeit.

PS: Testen Sie doch einmal Ihre Empathie mit dem „Reading Mind in the Eyes-Test„.

 

Quellen: