Denken ist alles – nur keine Glückssache

Wie Sie zum Regisseur Ihrer inneren Filme werden

In unserem Gehirn ist immer etwas los. Immer ist irgendeine seiner vielen Funktionen in Aktion, rund um die Uhr. Ob bewußt oder unbewußt, Ihr Gehirn ist immer produktiv. So produktiv, daß es nur eines nicht kann – sich abschalten.

Die Folge: Wenn Sie ihm nichts zu tun geben, dann sucht es sich halt etwas, mit dem es sich beschäftigen kann. Es kramt in alten Erinnerungen oder spielt Ihnen eine Vorabversion des Verkaufsmeetings vor, daß in zwei Stunden beginnt.

Auf der Leinwand Ihres Gehirnkinos gibt es keine Spielpause.

Das kann manchmal ganz schön lästig sein. Zum Beispiel scheint es unserem Gehirn nicht zu genügen, wenn wir einmal einen richtig schlechten Tag hatten: Nein – es scheint sich einen Spaß daraus zu machen, uns den Feierabend damit zu vergällen, lebhafte Wiederaufführungen dieses Tages vorzuspielen. Als wolle es sagen: „So, du hattest also einen schlechten Tag. Wollen wir doch einmal sehen, ob ich dir damit noch den Feierabend ruinieren kann.“ Mal ehrlich, denken Sie nicht hin und wieder an wirklich unangenehme Situationen, die schon Wochen oder Monate zurückliegen? Es ist, als wolle das Gehirn sagen: „Du, wir haben noch 15 Minuten bis zum nächsten Termin. Wie wäre es denn, an etwas wirklich Deprimierendes zu denken?“

Nach dem Motto: „Mal sehen, ob du dich nach fünf Wochen immer noch darüber ärgern kannst?“

Hatten Sie jemals Probleme, sich an solch eine unangenehme Situation zu erinnern? Sie haben ein tolles Gedächtnis, die meisten Menschen benutzen es nur ziemlich unkontrolliert. Haben Sie schon einmal über zukünftige Dinge nachgegrübelt, und fühlten sich dabei schon im Voraus mies? Das macht ja auch wirklich Sinn. Warum sollte man darauf warten, wenn man sich gleich jetzt schlecht fühlen kann, oder?!

Und dann kam es, wie so oft, gar nicht so schlimm, wie man gedacht hatte. Aber auf das schlechte Gefühl im Bauch mußte man Gott sei Dank nicht verzichten.

Dieses Prinzip funktioniert natürlich auch umgekehrt – nämlich mit positiven Gedanken.

Hatten Sie schon einmal ein Buch gelesen, sind dann in den Film zum Buch gegangen und sich gesagt: Das habe ich mir ganz anders vorgestellt! Da frage ich mich, weshalb die Leute überhaupt ins Kino gehen, wenn derart gute Filme bereits in ihren Köpfen ablaufen. Warum geht man freiwillig in einen stickigen Raum mit unbequemen Sitzen, um dann zu behaupten: Da kann ich mir im Kopf selbst ohne Drehbuch etwas viel Besseres ausdenken!

Das alles passiert, wenn Sie Ihren Gehirn freien Lauf lassen. Es unterhält sie mit allerhand Unsinn aus Ihrer Vergangenheit und scheint sich kindisch darüber zu freuen, wenn es Ihnen kurz vor dem Einschlafen noch eine Horrorvision des nächsten Tages zeigen kann.

Wer ist eigentlich Regisseur Ihrer Gedanken? Wer bestimmt, welcher Film auf der Leinwand Ihres Gehirnkinos gespielt werden soll? Viele Menschen leben in den unbewußten Glauben, daß all diese Dinge quasi vollautomatisch passieren, ohne daß sie Einfluß darauf hätten.

Oder wie es ein recht bekannter Amerikaner namens Richard Bandler einmal ausdrückte:

Die meisten Menschen sind Gefangene ihres eigenen Gehirns. Sie verhalten sich so, als ob sie auf dem hintersten Sitz eines Busses angekettet wären, den irgend jemand anderes steuert.

Aber ich darf Ihnen versichern: Es macht das Leben lebenswerter, wenn man damit beginnt, diesen Bus selbst zu steuern. Das einzige Problem, das wir haben, ist, daß wir bei unserer Geburt leider keine detaillierte Gebrauchsanweisung für unser Gehirn mitgeliefert bekamen. Dennoch existiert dieses brain user manual, hat längst die Elfenbeintürme der Wissenschaft verlassen und steht jedem von uns zur Verfügung.

So einfallsreich und vielfältig die Vorgänge in unserem Nervensystem auch sind, sie folgen bestimmten Ablaufmustern. Wenn Sie diese Ablaufmuster bei sich genau beobachten, können Sie die Strategien Ihres Kraftprotzes Gehirn entschlüsseln und – ändern.

Leiden Sie hin und wieder unter dem Problem, daß Sie Dinge und Aufgaben sehr erfolgreich vor sich herschieben? Falls Sie (bzw. Ihr Gehirn) wirklich gut darin sind, wie wäre es denn, wenn Sie diese Gabe dazu nutzen würden, das Gefühl des Gekränktseins vor sich herzuschieben? Nach dem Motto: Oh ich weiß, eigentlich müßte ich jetzt mit meiner Partnerin beleidigt sein, aber das mach ich einfach später. Oder möchten Sie zufällig ein paar Kilogramm abnehmen? Ist Ihnen dabei schon einmal die Idee gekommen, Ihr Aufschiebe-Talent dazu zu benutzen, Ihre Lust auf Schokolade und Schweinebraten für immer aufzuschieben. Sie kämen dann einfach nicht mehr so recht dazu.

Falls Sie bei meinem Beispielen Lust darauf bekommen haben sollten, den Autopilot Ihres Nervensystems einmal zeitweise auszuschalten, um in Zukunft mehr Einfluß auf das Programm Ihres Gehirnkinos zu nehmen, möchte ich Ihnen hier einige ganz Tips aus dem Handbuch für erfolgreiche Gehirnbenutzer verraten:

Rein in den Hormontopf!

Wie reagieren die meisten Menschen auf Kritik? Meiner Erfahrung nach sehr heftig. In dem Moment, in dem die ersten kritischen Worte fallen, scheint irgend etwas in ihnen auf Autopilot umzuschalten. Sie bekommen vollautomatisch einen Tunnelblick, ihnen wird ganz heiß und ihr ganzes Denken kreist nur noch um eine Frage: Wie kann ich mich rechtfertigen oder verteidigen? Diese Reaktion ist an sich logisch und seit Jahrtausenden bewährt. In dem Moment, in dem sich ein Mensch angegriffen glaubt, wird sein Selbsterhaltungsprogramm hochgefahren. Ein äußerer Reiz (in diesem Fall: kritische Worte) trifft auf die Unlustareale in unserem Gehirn. Diese veranlassen eine Kettenreaktion in unserem Körper: Kampfhormone (z.B.: Adrenalin) überschwemmen unseren Körper. Die Folge ist u.a. : Der Blutdruck steigt, alles Blut wird in die Muskeln gepumpt und das intelligente Denkhirn wird teilweise blockiert, da rationales und analytisches Denken in gefahrvollen Situationen meist etwas zu langsam geht. Diese Reaktion, auch als Streßreaktion bekannt, macht viel Sinn, wenn unser Leben in Gefahr ist, z.B. wenn ein vorausfahrender Lkw Ihnen plötzlich ein Teil seiner Ladung vor die Nase kippt.

Aber was um Gottes willen nützt mir ein hoher Blutdruck, wenn ich Kritik einstecken muß. Im Gegenteil: Hier sollte ich nicht im Kampfhormontopf sitzen, sondern mein Denkhirn benutzen können, um sachlich auf die Kritik reagieren zu können, was gerade in dieser Situation blockiert scheint. Wenn dann einige Minuten nach dieser Unlust-Situation der Kampfhormonlevel wieder langsam sinkt und unser intelligentes Denkhirn seine Arbeit wieder aufnimmt, faßt man sich oftmals an dasselbe und ärgert sich über die eigene – meist etwas – überzogene Reaktion.

Merke:

Immer dann wenn sich ein Mensch angegriffen fühlt (verbal oder tätlich), wird per rotem Panikknopf automatisch sein Selbsterhaltungsprogramm aktiviert, das nur zwei Alternativen kennt:

Zuhauen oder abhauen – Rechtfertigen oder verteidigen. Vernünftiges und einsichtiges Denken auf der Sachebenen ist meist unmöglich, ganz gleich ob die Kritik gerechtfertigt oder ungerechtfertigt war.

Eine heftige Kritik wird also meist nicht als Rückmeldung auf eine gewisse Soll/Ist-Differenz erlebt, sondern als Angriff auf die eigene Person. Und schwupp ist sie da, die Panikreaktion. Hochroter Kopf und Flucht/Angriffsverhalten. Später – wenn der Chef oder Kunde wieder weg ist – kommt dann (meist) die weise Einsicht, daß er oder sie vielleicht gar nicht so unrecht hatte, auch wenn der Tonfall und die Wortwahl etwas daneben lagen.

Raus aus dem Hormontopf!

Was macht es uns so schwer, in solchen Situationen sachlich zu bleiben und einen kühlen Verstand zu bewahren? Es ist das miese Gefühl im Bauch, das einem langsam die Kehle zuschnürt. Wenn man sich angegriffen fühlt, ist es einfach schwer, sachlich zu bleiben. Also sollten Sie lernen, Herr oder Frau über dieses schlechte Gefühl zu werden. Das geht ganz einfach, wenn Sie wissen, wie Ihr Gehirn Gefühle macht.

Stellen Sie sich einmal in Gedanken vor, Sie wären auf einem Jahrmarkt mit einer Menge Schausteller, Buden und einer riesigen Achterbahn. Sie sitzen auf einer Parkbank und keine 20 Meter vor Ihnen ist diese Achterbahn. Sie sehen, wie die Wagen auf der Bahn hinauf- und hinunterflitzen. Und in einem dieser Wagen erkennen Sie jemanden, der genauso aussieht, wie Sie. Und jetzt – verändern Sie einmal die Perspektive: Jetzt sitzen Sie in einem Wagen, spüren, wie Sie den verchromten Haltegriff vor sich umklammern, schauen aus große Höhe hinunter auf all den Trubel und fühlen, wie der Wagen langsam kettenrasselnd über den höchsten Punkt gezogen wird, um dann mit Ihnen die Bahn hinuntersaust.

Haben Sie den Unterschied zwischen den beiden Perspektiven gemerkt? Wann hatten Sie intensivere Gefühl? Ich nehme wohl an, während der zweiten Erlebnisperspektive, oder?! (Hartgesottenen Lesern empfehle ich das Gleiche einmal mit Bungee-Jumping zu probieren.)

Die Psychologie nennt diese beiden unterschiedlichen Erlebnisarten DISSOZIERT, wenn Sie sich von außen, wie auf einer Leinwand betrachten und ASSOZIIERT, wenn Sie im Film drin waren und das Ganze am eigenen Leibe nacherleben. Der Unterschied ist meist der, daß wir im assoziierten Zustand weitaus intensivere Gefühle erleben, als im dissoziierten Zustand.

Nun nehmen viele Menschen an, sie hätten keinen Einfluß auf Ihr inneres Erleben, sie würden es halt so oder so erleben. Im Extremfall führt dies dazu, daß es Menschen gibt, die grundsätzlich alles, was Sie erleben, sei es positiv oder negativ – dissoziiert erleben. Wenn Sie diese Menschen dann um einem kurzen Bericht Ihres letzten Urlaubs bitten, hat der meist den Charme einer Computerausdrucks. Dies ist oftmals der Wissenschaftler und Ingenieurtyp, der als unvoreingenommen, objektiv und distanziert gilt.

Auf der anderen Seite gibt es eben Menschen, die Ihre Erlebniswelt chronisch assoziiert organisieren. Stellen Sie sich einen Arzt im Rettungsdienst vor, der sich mit jedem Unfallopfer voll assoziiert. Wie lange wird dieser Arzt wohl seinen Job machen können, ohne depressiv zu werden.

Keine der beiden Perspektiven ist besser als die andere. Es kommt eben auf den Kontext an. Wäre es nicht nützlich, falls wir unser Gehirn so steuern könnten, daß es sich automatisch mit schönen Erlebnissen assozziert und uns damit in den Genuß all der positiven Gefühle bringt, die damit verbunden sind? Und wäre es nicht ebenso nützlich, wenn wir es fertigbrächten, uns in unangenehmen Situationen zu dissoziieren, dann zwar alle Informationen zur Verfügung hätten, jedoch von dem lähmenden Gefühl verschont blieben?

Für ein hartes und kritisches Feedback an uns würde das bedeuten, daß wir die ganze Situation, uns und unseren Kritiker von außen sehen, wie aus einer Beobachter-Perspektive. Wir haben dann zwar alle optischen und verbalen Informationen zur Verfügung, um mit der Situation sachlich, rational und souverän umzugehen, müssen jedoch nicht mit den blockierenden Gefühlen kämpfen, die wir dann haben, wenn wir assoziiert im Hormontopf sitzen.

Um diese nützliche Strategie Ihrem Gehirn beizubringen, erinnern Sie sich an einige Situationen (vergangen oder zukünftig), die Ihnen unangenehme Gefühle bereiten. Stellen Sie sich vor, Sie säßen im Kino und würden diese Situationen als Film auf der Kinoleinwand sehen.

Wichtig ist, daß Sie schön auf Ihrem Kinosessel sitzen bleiben und nicht in den Film hinein rutschen! Oder Sie stellen sich vor, Sie würden als Kameramann dieses Ereignis filmen.

Dann spielen Sie einige sehr schöne Ereignisse aus Ihrer Vergangenheit oder Ihrer Zukunft durch. Nehmen Sie sich Zeit, jede einzelne Situation assoziiert zu erleben. Schlüpfen Sie in das Bild oder den Film hinein, so daß Sie das Geschehen aus Ihren eigenen Augen heraus sehen.

Ich garantiere Ihnen: Wenn Sie das ein paar Mal gemacht haben, wird Ihr Gehirn das Prinzip verstanden haben und dasselbe mit all Ihren zukünftigen Erfahrungen machen.

Viel Spaß dabei.

Wie betoniere ich meine mentalen Denkrinnen – schnell und effektiv?

Immer wieder stolpere ich in Seminaren, Coachings oder im ganz normalen Alltag darüber, wie Menschen sich selbst Grenzen auferlegen oder unnötig begrenzen.
Einerseits durch Ihr Denken andererseits auch durch ihre ganz persönliche Verwendung von Sprache. Oder wie es der Ludwig Wittgenstein einmal formulierte:

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“

Hier ein paar Gedankensplitter darüber

  • … wie Worte zu ihren Bedeutungen kommen.
  • … wie wir mit Sprache uns unnötig begrenzen.
  • … wie wir mit 4 einfachen Regeln garantiert dafür sorgen, das die Grenzen unserer Welt erhalten bleibt. (Vorsicht: Ironie!)

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Ein Erfolgsgeheimnis: Fokussiere Dich!

Eines der wichtigsten Güter heute ist: Unsere Aufmerksamkeit.

Wie oft schaffen Sie es, an einer Aufgabe, die Sie begonnen haben, wirklich so lange zu bleiben, bis diese fertig ist? Je nach Jobprofil sind „Störungen“ natürlich inhärenter Bestandteil unserer Aufgabe, aber da wären noch all jene kleine „Störquellen“, die wir mehr oder weniger selbst initiieren.

Wer sagt denn eigentlich, dass ich jedes Mal, wenn mein Mail-Programm pingt, auch gleich schauen, muss, wer mir da geschrieben hat?

Eine Technik, mit der ich sehr gute Erfahrung gemacht habe und die mir wunderbar hilft, mich selbst zu disziplinieren, ist die POMODORO-Technik:

  1. Stellen Sie sich einen Timer auf 25 min.
  2. Arbeiten Sie diese 25 min an nichts anderem als an einer bestimmten Aufgabe.
  3. Wenn der Timer piepst – machen Sie 3 min Pause
  4. Nach der Pause entscheiden Sie – weiter mit Aufgabe A oder eine neue Aufgabe B. … dann weiter bei 1.

zur POMODORO-Technik gibt es mittlerweile nette Tools (… für all diejenigen, die eine Eieruhr auf dem Schreibtisch deplaziert finden;-), z.B. den FocusBooster, den es für den Mac, für Windows und auch als Web-App gibt.

Und sollten Sie zur „schreibenden Zunft“ gehören, dann empfehle ich Ihnen den FocusWriter, der auf wunderbare Art und Weise für eine störungsfreie Schreibumgebung sorgt.

Von der (möglichen) Illusion eines leichten Lebens

Niemand hat Lust auf Leid. „Gut drauf sein – und das möglichst 24/7.“ heißt die Devise.

Alles ist möglich und geht nicht gibt´s einfach nicht. Du kannst alles, was Du willst und wenn Du es nicht kannst, dann willst Du es halt auch nicht richtig, gell?

Der Kernglaubenssatz hinter all diesen vollmundigen Verspreche(r)n ist:

„Das Leben ist an sich leicht und einfach und wenn es dies bei Dir nicht ist, dann machst Du eben etwas falsch!“

But.. no problem… Dafür gibt es ja uns – die neuen Schamanen und Regenmacher dieser „high- Speed“-Gesellschaft, die dir mal eben beweisen: Wenn du es schaffst, über glühende Kohlen zu laufen, dann schaffst du alles andere auch: Quod erat demonstratum – das Leben ist leicht.

Aber nur mal gesetzt den Fall… die Adepten der neuen Heilslehren würden sich (und uns) täuschen und Buddha hätte mit der ersten seiner „Vier edlen Wahrheiten“ recht:

„Leben ist Leiden.“

Was wäre dann?

Nehmen wir doch einmal nur für einen Moment an, das Leben sei in Wirklichkeit eben nicht leicht, sondern bestünde aus einer endlosen Reihe von Problemen und Schwierigkeiten.

Was wäre dann?

Vielleicht…würden dann all die Menschen, die heute mehr oder weniger unablässig, lauthals oder unterschwellig über das riesige Ausmaß ihrer Probleme klagen, als sei das Leben im allgemeinen leicht – als solle es leicht sein – damit aufhören?

Vielleicht… würden sie deshalb damit aufhören, weil sie begännen zu verstehen, daß ihre persönlichen Probleme keine einzigartige Heimsuchung ist, die nicht sein dürfe(.. da das Leben ja an sich leicht ist).

Vielleicht… würden sie beginnen, zu verstehen, dass das Leben an sich eine Reihe von Problemen und Schwierigkeiten in sich birgt, die es zu meistern gilt.

Vielleicht… würden wir uns dann wieder in Werte üben wie (Selbst-)Disziplin, (Selbst- )Verantwortung und Ausdauer, deren Umsetzung zwar mit viel Mühe verbunden ist, die uns jedoch unabhängiger von immer neuen Heilslehren machen würde. (Dauer statts Power?!)

Vielleicht …würden wir mit der Kraft dieser Werte in uns weiterkommen, als mit der dauernden Suche nach neuen Goldenen Kälbern in Form von immer neuen Veränderungstechnologien.

Zugegeben: Dieser Weg scheint nicht besonders populär. Und nur deshalb da dieser Ansatz sehr, sehr alt ist, ist er nicht automatisch „wahrer.“ Aber: Dieser Ansatz birgt den Vorteil des Einfachen in sich (da wir ja im Grunde wissen, was wir tun müssten), was ihn jedoch nicht leichter macht, .. da wir dann die Lösung unserer Probleme in uns selbst suchen müssten und nicht im Heil neuer Tools.

„Das Überwinden von Hindernissen ist der Vollgenuss des Daseins“

… schrieb Schopenauer einmal. Aber mal ehrlich: Who the hell is Schopenauer? Dieser depressive Pessimist wäre doch heute im Reigen der modernen Wunderheiler völlig deplaziert und hätte in den Chart-Listen der „Selbsthilfeliteratur“ kaum mehr Überlebenschancen als eine Schneeflocke in der Hölle, oder?

Mit einem kritischen Blick aufs eigene Metier.

Ihr Hans-Jürgen Walter

Führungskräfte als Coaches sind gefragt!

Gerade lese ich das Ergebnis einer empirischen Studie, die  Cornelia Tonhäuser (1) auf der Basis einer Umfrage bei 104 deutschen Großunternehmen erstellt hat.

Darin finden sich eine ganze Reihe recht interessanter Ergebnisse:

  • Auf die Frage, inwieweit Coaching eine Teilaufgabe von Führungskräften sei, antworteten immerhin
    • 20% der befragten Personalentwickler mit einem „Ich stimme voll zu.
    • und immerhin noch 29% mit einem „Ich stimme eher zu.
  • Das Coaching, das Fachkräfte in diesen Unternehmen bekommen, erhalten sie
    • zu 39% von ihren direkten Vorgesetzten und
    • nur zu 21% von externen Coaches.
  • Untere Führungskräfte werden hingegegen
    • zu 28% von ihren Vorgesetzten und
    • 45% von externen Coaches gecoacht.
  • Nach dieser Studie ist das vorrangigste Coaching-Thema bestehende Leistungsdefizite zu beheben.

Vorab würde ich denken: „Wunderbar!“ Aus diesen Zahlen könnte man ableiten, dass in naher Zukunft viele Führungskräfte entsprechend qualifiziert und als „interne Coaches“ ausgebildet werden „wollen“ – denn die Nachfrage nach einem qualifizierten „Vorgesetzten-Coaching“ seitens der Mitarbeiter ist da.

Andererseits glaube ich – vor allen Dingen in meiner Zielgruppe, dem klassischen Mittelstand – eher ein Aufstöhnen der Führungskräfte zu hören, wenn sie nun über all ihre vielfältigen Aufgaben hinaus auch noch das Coachen lernen sollen.

An dieser Stelle ist Aufklärung von nöten: „Vorgesetzten-Coaching“ ist etwas anderes als das Coaching durch einen „externen Coach“. Allein durch die Tatsache, dass hier interne Abhängigkeiten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter bestehen – beide Teile des gleichen Systems sind – muss der Rahmen und auch „die Spielregeln2 bei einem „Vorgesetzten-Coaching“ anders gesetzt werden als bei einem Coaching durch einen externen Coach.

Darüberhinaus können wir von keiner Führungskraft erwarten, dass sie – wie wir externe Coaches – monatelange Coaching-Ausbildungen absolvieren. Der „Vorgesetzte als Coach“ braucht also auch andere Werkzeuge – eine andere Qualifizierung.

Was ist Ihre Erfahrung, Ihre Meinung dazu?

  • Prinzipiell: Sollen Führungskräfte auch Coaches Ihrer Mitarbeiter sein?
  • Ist gute Führung nicht automatisch Coaching?
  • Wo sind Ihrer Meinung Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei a) Coaching durch den Vorgesetzten und b) Coaching durch einen „system-unabhängigen“ externen Coach?

Ich freue mich auf Ihr Feedback.

Quelle: Cornelia Tonhäuser: „Implementation von Coaching als Instrument der Personalentwicklung in deutschen Grossunternehmen.“, Verlag Peter Lang

Von MERKwürdigen Amateuren und anderen Dilettanten

Meine Leser oder Seminarteilnehmer wundern sich hin und wieder darüber, wie ich manche Worte verwende. z.B. das harmlose Wörtchen „merkwürdig„.
Mit „merkwürdig“ bezeichnet man ja heute im täglichen Sprachgebrauch etwas Seltsames, Komisches. Wenn ich dann von einem „MERKwürdigen Kommunikationsmodell“ spreche oder schreibe, dann verwende ich dieses Wort allerdings im ursprünglichen Wortsinn von „es ist würdig, sich zu merken“ – eben MERK-würdig.

Warum tue ich das?

Worte sind per se „Bedeutungs-Container„, das heisst, es sind leere Behälter, denen wir dann beim Lesen oder Hören Bedeutung verleihen – unsere Bedeutung –  nicht die Bedeutung. Man könnte auch sagen, Worte funktionieren wie „Erfahrungs-Anker„, d.h. ich (Sie auch!) lesen oder hören ein Wort und dieses Wort zieht „wie ein Anker“ unsere dazugehörende Erfahrung hervor.
Dies gilt respektive für abstrakte Substantive, Verben und Adverbien.
Wenn ich also z.B. das Wort „Freund“ höre, ziehen zeitgleich und unbewusst eine ganze Reihe von realen (oder konstruierten) Erfahrungen vor meinem geistigen Auge vorbei. Und damit verleihe ich diesem Wort „Freund“ Bedeutung. Aber – es sind meine Erfahrungen, meine Anker und meine Bedeutung.

Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.
Ludwig Wittgenstein

Ich spiele gerne mit Bedeutungen, um meine Leser, Hörer oder Teilnehmer dazu anzuregen (oder auch: wertschätzend provozieren), darüber nach zu denken, was das ein Wort für sie bedeutet.
Und eine Möglichkeit, sich frech über die alltägliche Bedeutung eines Wortes hinweg zu setzen, ist es nach dem URsprünglichen Wort-Sinn zu forschen.

Hier noch zwei MERKwürdige Beispiele:

  • Du Amateur!“… meist abwertend oder geringschätzend gemeint, wird dieses Wort meist für Situationen benutzt, in denen etwas schief läuft oder jemand einen Fehler gemacht hat.
    Im besten Falle gilt es als Entschuldigung für ein Mißgeschick. In beiden Fällen ist „Amateur“ nicht gerade eine Prädikatsauszeichnung.
    Schade eigentlich, denn im „Amateur“ steckt jede Menge Leidenschaft und Liebe, wenn man auf den Ursprung des Wortes schaut –  ausgehend vom lat.: „amator“ = Liebhaber über das italienische „amabile“ bis zum heutigen eigentlich französischen „Amateur“. Was soll bitte an einem Menschen, der etwas aus Liebe macht, falsch sein?
    Kinder spielen aus Liebe zum Spiel – bis sie auf eine Institution namens Schule treffen, in dem das Spiel (meist) aufhört und dem Ernst des Lebens Platz machen muss.
    Dann wenn der Ernst seine (Hochschul-)Reife errungen hat, versuchen Eltern dilettantisch (siehe unten „Du Dilettant“)  und amateurhaft Ihren Kindern wieder BeGEISTerung für eine BeRUFung nahezubringen.
  • „Du Dilettant!“ … zielt in eine ähnliche Richtung und meint heutzutage die stümperhafte, oberflächliche und unfachmännische Ausführung einer Arbeit.
    Der Ursprung dieses Wortes ist jedoch ein ganz anderer. Der stammt nämlich von dem italienischen „dilettare„, was sich wiederum aus dem lateinischen Wort „delectare“ ableitet und soviel wie „erfreuen“ heisst.
    Ja, der „Dilettant“ erfreut sich seiner Arbeit, übt sie seiner selbst willen aus (… im Gegensatz zum Professionellen, der eine Arbeit verrichtet, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
    Ursprünglich galt der Begriff (nach Wikipedia) dem nicht ausgebildeten Künstler und dem Kunstliebhaber und war keineswegs abwertend gemeint, sondern diente im 18. Jahrhundert dazu, die Tätigkeiten der Adeligen von denen derjenigen abzugrenzen, die sie zur Beschaffung ihres täglichen Brotes verrichten mussten.
    Hier einige mehr oder weniger berühmte Dilettanten:

    • Der Buchdrucker Benjamin Franklin erfand den Blitzableiter.
    • Der Pastor Robert Stirling erfand den Stirling-Motor.
    • Der Kaufmann Heinrich Schliemann entdeckte Troja.
    • Der Patentamtssachbearbeiter Albert Einstein entwickelte in seiner Freizeit die Relativitätstheorie.

Liebe MERKwürdige Amateure,
lasst uns weiterhin mit Passion und Liebe und voller intrinsischer Motivation mit unseren täglichen Aufgaben spielen. Vielleicht stecken wir ja den einen oder anderen „Professionellen“, der (nur) das tut, was er tut, um seine täglichen Brötchen zu verDIENEN.

PS. Sollte Ihnen noch das eine oder andere MERKwürdige Wort geläufig sein, dessen Bedeutung wir im Laufe der Zeit verändert (-gewaltig?!) haben – dann freue ich mich von Ihnen zu lesen.

Woran scheitern gute Ideen?

Warum bleiben eigentlich so viele Ideen irgendwo stecken?

Warum werden viele Ideen nie realisiert?

Wenn ich die letzten Jahre in der Rückschau betrachte, gab es unzählige Treffen, Meetings oder Skype-Calls mit Freunden und Kollegen, die vor Ideen nur so sprühten. Meetings, wie das der letzten beiden Tage, die ich mit zwei kreativen Querdenkern verbracht habe. Wir haben gesponnen, geskribbelt und Stösse von Papier mit Ideen gefüllt… und kamen auch irgendwann einmal an den Punkt, uns zu fragen, wieviele Ideen wir eigentlich in den letzten Jahren produziert haben und wieviele davon Realität geworden sind. Es ging quasi um den „Umsetzungsquotient“ – dem Quotient aus…

  • der Anzahl der Ideen, die man hatte und
  • der Anzahl der Ideen, die sich in irgendeiner Weise tatsächlich in der Realität manifestiert haben.

Nun gibt es Menschen (.. wie mich;-), die an einem latenten Ideen-Blowout „leiden“, d.h. ganz gleich, ob dieser Typ eine Zeitschrift aufschlägt, durch die Weiten des world-wide-web surft oder schlicht durch den Wald joggt – seine kreative Maschine zwischen den Ohren produziert … Ideen… Ideen… Ideen. Sie purzeln völlig unzensiert aus dem Kopf und füllen im Laufe der Zeit unzählige Mindmaps, Moleskin-Seiten oder „Könnte man doch mal machen“-Seiten . Das ist nicht weiter schlimm, denn wie hat schon Rolf Berth in seinem Buch „Erfolg“ beschrieben: „Man braucht für eine einzige Erfolgslancierung volle 175 Ideen.“

Dies könnte den allzu kreativen Geist doch glücklich stimmen, nicht wahr?! Tut es nicht.

Denn oftmals hat er von klein auf gelernt (konditionert?!), dass nur „fertige“ Dinge die Wahrheit der (Wert-)Schöpfung sind. Womit wir bei dem ersten Glaubenssatz sind, die so manchen kreativen Denker quält:

Leistung wird erst dann zum Wert, wenn sie verkauft ist.

Und „verkauft“ heisst logischerweise, aus der Idee ein Projekt zu machen – das Projekt konsequent zu einem erfolgreichen Ende zu führen, um dann den Lohn seiner Arbeit zu geniessen: „Ich  habe fertig!

Leichter gesagt als getan, denn auch der schöpferischste Mensch hat nur 24 Stunden zur Verfügung und kann deshalb nicht jede Idee auf den Markt bringen.

Aber er könnte seine Idee ja „outsourcen“ – an andere vergeben oder verkaufen?! Denn die Welt besitzt ja (Gott sei Dank) auch jede Menge pragmatischer Umsetzer, die nicht dauernd unter einer Ideenflut leiden, aber umso mehr für ein paar gute Ansätze dankbar wären… ja vielleicht sogar zu bezahlen bereit wären. Tja, „Ideen-Outsourcing“ wäre keine üble Idee, wenn unser kreativer Denker dabei nicht auf seinen zweiten Glaubenssatz stiesse:

Nur wenn ich es selbst mache, wird es so gut, wie ich es mir vorstelle.

Natürlich – denn wer hätte schon jemals davon gehört, dass da Vinci, Beethoven oder Dali irgendwelche Ideen fremd vergeben hätten. Das geht ja gar nicht.

Und so steckt unser kreativer Kopf in seinem Wust von Ideen fest. Und falls die beiden ersten Beliefs nicht gewirkt haben, dann gibt es mindestens noch zwei Glaubenssätze , die erfolgreich verhindern, dass die eine oder andere seiner Idee jemals das Licht der Umsetzung erblickt.

Wenn meine Idee wirklich so gut wäre, dann hätten doch andere diese Idee längst umgesetzt.

Eine wunderbare Überzeugung, die sich jeder rationalen Überprüfung entzieht: Was dahinter steckt, ist, dass sich unser kreativer Kopf weit unter seinem Wert verkauft. Er glaubt nicht wirklich an sich und andere sind sowieso immer genialer. Klar – eine Idee, die man selbst hat, ist für den Produzenten oftmals nichts besonderes. Erst wenn man diese Idee vielleicht Jahre später von anderen realisiert sieht, kann man sich und anderen stolz erzählen: „Schau mal, diese Idee hatte ich schon 19..!

Den letzten „Ideen-erfolgreich-umsetzen-Verhinderer“, von dem ich mir erzählen habe lassen, ist wohlbekannt:

Bevor es nicht perfekt ist – kann es „nicht auf die Strasse!“

Perfektionsstreben ist ja an sich nichts Übles – und ich mag diese Eigenschaft sowohl bei Verkehrspiloten als auch bei den Leuten, die meinen Mac  zusammengeschraubt haben. Wenn dieses Streben nach absoluter Perfektion allerdings als Ausrede dafür herhalten muss, nicht „in die Puschen“ zu kommen – dann ist es schade (um viele nicht realisierte Ideen und Vorhaben). Mal abgesehen davon, dass sich schon bekanntere Menschen als Sie und ich getraut haben, „un-perfekte“ und „un-fertige“ Produkte unters Volk zu bringen z.B. die Symphonie Nr. 8 in h-Moll von Herrn Schubert oder das iPhone 4 von Herrn Jobs;-)

Also lassen Sie uns mutig tolle, MERKwürdige, unperfekte und unfertige Ideen realisieren.

Denk schneller!

Die Idee, die Du heute hast, ist in 5 Monaten veraltet.

Was Du kaufen kannst, musst Du nicht erfinden.

Suche nicht das, was Du für perfekt hälst.

Lieber nur 98,5% als 1,5 Jahre zu spät oder zu teuer.

Was andere schneller, besser oder billiger machen,

musst Du nicht selbst machen.

Perfektion ist Zeitlupe

Fantasie ist Lichtgeschwindigkeit.

Buchtipp:

Coach, Trainer, Berater – wer bin ich und falls ja wieviele?

Wenn man durch die Beratungsszene „surft“, stösst man auf eine Vielzahl von Begriffen: Trainer, Coach, Mentor oder Berater. Und obwohl jeder eine mehr oder weniger klare Vorstellung davon hat, was sich hinter der jeweiligen Bezeichnung verbirgt, herrscht dennoch oftmals Unklarheit – in erster Linie bei den „Ratsuchenden“. Mit diesem Artikel möchte ich etwas Klarheit schaffen, […]

Noch 3 Tage bis zum Erscheinungstermin: “Exzellenz im Mittelstand”

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Gerade habe ich die Nachricht bekommen: In drei Tagen ist das neue Buch „Exzellenz im Mittelstand“ lieferbar.

In diesem Buch schrieben 25 Experten und Unternehmer Ihre Ideen und Inspirationen für eine wirksame Führung und ein erfolgreiches Management nieder.

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Fallstricke in Meetings

Immer wieder erlebe ich, dass Menschen in Meetings über folgende drei Fallstricke stolpern.

Die Konsequenz: Konfusion unter den Teilnehmern, unnötige Zeitverschwendung und keine prägnanten Ergebnisse.

  1. Unklarer Rahmen
    Der Leiter des Meetings ist sich selbst nicht sicher, ob er
    a) nur über bestimmte Sachverhalte informieren will oder
    b) darüberhinaus auch die Teilnehmer in einen Entscheidungsprozess mit einbeziehen möchte.
  2. Vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen
    Wenn das assoziative Gehirn so richtig losslegt, kann sich die Agenda verabschieden. Man „surft“
    lustig vom TOP 1 über TOP 5 zurück zu TOP 3.
  3. Vieles wird doppelt und dreifach gesagt.
    Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, wie oft, das, was bereits gesagt wurde, von manchen Teilnehmern
    nochmals aufgenommen und verbalisiert wird. Reicht es nicht aus, wenn etwas Relevantes 1x gesagt wird?

PS. Die Präsentation in diesem Beitrag wurde übrigens mit www.prezi.com erstellt, einer, wie ich finde recht erfrischene non-lineare Alternative zu „Powerpoint“ oder „Keynote“.
Probieren Sie es doch einfach einmal aus.