beliefs und Glaubenssätze

Was sind eigentlich Glaubenssätze (beliefs) und wie wirken sie?

Wie Glaubenssätze unser Verhalten beeinflussen.

The world is what you think it is
Serge Kahili King

(Nicht nur) im NLP gibt es das Konzept der „Glaubenssätze“ (engl. „beliefs). Doch was sind beliefs – wie enstehen sie und wie beeinflussen sie unser Denken und unser Handeln. Darüber hier ein wenig mehr…

beliefs und GlaubenssätzeStellen Sie sich bitte einmal vor, Sie wollten sich eine neue HiFi-Anlage kaufen. Sie haben sich vorgenommen, erst dann eine Entscheidung zu treffen, wenn Sie wirklich alles über HiFi-Anlagen wissen. Mit diesem Vorsatz würden Sie nie in den Genuß einer neuen Anlage kommen. Denn bis Sie alles Material über HiFi-Anlagen (das dürfte so ca. 5,29 qm Material umfassen) gesichtet haben, sind zwei bis drei Jahre ins Land gezogen. Dann könnten Sie wieder von vorne beginnen, da Ihr mühsam erarbeitetes Wissen über HiFi-Anlagen bereits völlig veraltet wäre.

Nein – so geht also nicht. Um in einem einigermaßen adäquaten Zeitraum in den Genuß Ihrer neuen Sound-Anlage zu kommen, müssen Sie – ob Sie wollen oder nicht – 99,9% aller Informationen darüber einfach unbeachtet lassen. Sie müssen dem glauben, was der Verkäufer Ihnen rät (…oder Sie glauben ihm nicht, aber auch dies ist ein Glaube), Sie müssen im guten Glauben auf die Testberichte einiger Fachzeitschriften vertrauen. Und wenn der zweite Testbericht das Gegenteil vom ersten behauptet, dann müssen Sie schon wieder anfangen, einem davon mehr zu glauben, als dem anderen.

Die Welt ist viel zu komplex, als daß wir alles wissen können, als daß wir alles mit unseren eigenen Sinnen nachprüfen können. Also müssen wir zwangsläufig das meiste glauben, um überhaupt entscheidungs- und handlungsfähig zu bleiben.

Als Kinder haben wir unseren Eltern geglaubt, daß die Dinge, die Menschen und die Welt so und so ist, daß es einen Klapperstorch und einen Nikolaus gibt. Und unser Glauben ließ uns regelmäßig jeden 6. Dezember unsere Stiefel vor die Tür stellen. So entsteht aus einem Glauben eine Handlung. Sie schmunzeln? Glauben Sie ja nicht, daß die Glaubenssätze der Erwachsenen irgendwie besser oder beweisbarer sind. Ein Beispiel:

Ein Mann kauft sich ein Auto, freut sich und fährt los. Keine 10 km weiter hat er die erste Panne – Wasserpumpe kaputt. O.k., kann ja einmal passieren, sagt sich unser Mann. Keine zehn Tage später bleibt er mit der zweiten Panne liegen und einen Tag darauf regnet es ihm durch sein schönes Sonnendach. Was glauben Sie, schließt unser Mann daraus?

Daß er mit seinem neuen Auto im ersten Monat drei Pannen hatte? Weit gefehlt. Menschen neigen in solchen Fällen zum Verallgemeinern, um genau zu sein zum Übergeneralisieren. Sie machen einige wenige Erfahrungen mit etwas oder jemand und schließen dann davon unzulässigerweise auf das Ganze.

In unserem Fall sind das dann so aus:

  • 1. Grad der Verallgemeinerung: Ich habe ein Montagsauto erwischt.
  • 2. Grad der Verallgemeinerung: Alle Hoyamasukis taugen nix!
  • 3. und Königsstufe der Verallgemeinerung: Mitleidende Ehefrau zu ihrem Mann: Siehst Du, ich habe es ja gewußt, die Japaner taugen einfach nichts!

Aus der Verallgemeinerung ist damit unbewußt ein netter Glaubenssatz über diese Automarke geworden und unser Mann wird mit diesem Satz im Hinterstübchen ab dato durch die Lande ziehen. Um diesen leidvoll erworbenen Glauben auch am Leben zu erhalten, beginnt dieser nun als eine Art Wahrnehmungsfilter zu fungieren. Will heißen: Unser Mann richtet unbewußt seine Aufmerksamkeit nur noch auf die Informationen (Erfahrungsberichte von Freunden und Bekannten, Testberichte etc.), die seinen Glaubenssatz stärken und beweisen. Bei jedem Indiz, das den Wahrheitsgehalt seines Glaubens beweist, macht er per Selbsterfüllende Prophezeiung wahr, was er schon immer glaubte.

(Anm.: Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung ist eine Annahme oder Voraussage, die rein aus der Tatsache heraus, daß Sie gemacht wurde, das angenommene und erwartete Ereignis zur Wirklichkeit werde läßt und so ihre Richtigkeit bestätigt.)

Alle gegenteiligen Informationen werden (natürlich ebenso unbewußt) großzügigerweise aus der bewußten Wahrnehmung gestrichen. Nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf . In unserem Beispiel: Sollte wirklich wider aller Erwartung ein Freund mit dem gleichen Auto sehr positive Erfahrungen gemacht haben, dann steht unser Mann mit einer Reihe äußerst plausibler Erklärungen bereit: Na ja; Ausnahmen (= Autos dieser Marke, die funktionieren) gibt es halt immer. oder „Ja, Du hast ja das neue Modell. Das wird ja in Spanien gebaut.“ usw. usw.

Gott sei Dank kann Ihnen und mir so etwas natürlich nicht passieren. Spätestens jetzt würden wir Kraft unseres gesunden Menschenverstandes in der nächsten Pannenstatistik nachschauen und uns auf der Basis soliden Wissens von der wirklichen Pannenhäufigkeit unserer Fahrzeugs überzeugen, gell!?

Halten wir fest:

  1. Wir können nicht alles wissen. Deshalb müssen wir Glaubenssätze über Dinge, Menschen, die Welt und uns selber bilden.
  2. Ein Glaubenssatz ist eine subjektive Überzeugung, die weder nach objektiven Kriterien beweisbar ist, somit also auch weder falsch noch wahr ist.
  3. Die meisten Glaubenssätze sind uns nicht bewußt und werden auf der Basis minimaler Erfahrungen oder der Aussage von sog. Autoritäten gebildet, die wir dann übergeneralisieren.
  4. Jeder Glaubenssatz wirkt wie ein Wahrnehmungsfilter und richtet unsere Aufmerksamkeit unbewußt auf die Informationen, die die Richtigkeit unserer Glaubens beweisen.
  5. Über diese sich selbsterfüllende Prophezeiung wird jeder Glaubenssatz immer stärker.

Ein Großteil unseres alltäglichen Tuns und unserer Entscheidungen wird maßgeblich von diesem unbewußten Glaubenssystem beeinflußt.

Soweit zu der überaus mächtigen Dynamik unserer Glaubenssätze, mit der wir unbewußt unser Bild von der Welt aufrecht erhalten.

Aber ich darf Sie beruhigen: Mit unserer Gutgläubigkeit sind wir in bester (akademischer) Gesellschaft. Glauben Sie bloß nicht, daß die Naturwissenschaft alles weiß, was Sie uns Glauben machen will. Nur nennt man das dann dort Theorie. Das klingt einfach besser. Meinen Sie wirklich, Ihr Arzt wüßte immer genau, was die Ursache Ihrer Kopf-, Magen-, oder Gliederschmerzen ist? Auch ihm bleibt nichts anderes übrig, auf der Basis seiner medizininischen Erfahrung zu glauben, was Ihnen fehlt. Oder ein Physiker wüßte immer genau, was er da macht? Und doch gibt es zwei ganz gravierende Unterschiede zwischen unserem Alltagsglauben und wissenschaftlichen Theorien.

Naturwissenschaftler verfügen erstens über eine weitaus breitere Basis an Referenzerfahrungen, auf denen ihr Glauben gründet und zweitens wissen die (meisten) Wissenschaftler, daß sie dies glauben und was sie da glauben. Unser Alltagsglauben gründet hingegen auf extrem wenig Referenzen, die unseren Glauben bestätigen. Man lernt einen Menschen kennen, hat zuvor vielleicht aus guter Quelle ein oder zwei Dinge über ihn gehört und schwuppdiwupp ist nach spätestens 180 Sekunden unser Glaubenssatz über diesen Menschen unter Dach und Fach. Um die Sache perfekt zu machen, vergessen wir ganz schnell, daß dies nur ein Glauben über diesen Menschen und tun so, als ob es die reine und objektive Wahrheit wäre, was wir über diesen Menschen glauben.

Und hier beginnt die fatale Crux unseres Alltagsglaubens: Keiner unserer alltäglichen Glaubenssätze kann eine besonders breite Erfahrungsbasis aufweisen.

Um Ihnen dazu eine Metapher anzubieten: Wir sehen drei oder vier Schwäne und alle sind weiß. Was tun nun Menschen? Sie behaupten mit einer heiteren Gelassenheit: Was schwarze Schwäne? Nein, es gibt NUR weiße Schwäne!

Bei Schwänen mag das ja noch angehen. Unser Irrglaube tut denen ja auch nicht weh. Der Clou ist nur, daß unser Unterbewußtsein bei seiner Leidenschaft für Übergeneralisierungen vor scheinbar nichts Halt macht: Nicht vor uns selbst und auch nicht vor anderen Menschen.

MERKE:

  1. Die meisten unserer Glaubenssätze basieren auf eine extrem wenigen Referenzerfahrungen.
  2. Für den Glaubenssatz-Eigentümer ist jeder GS die pure und objektive Wahrheit.

Halt, stop… bis hierher könnte man ja wirklich den Eindruck gewinnen, daß Glaubenssätze an sich etwas Negatives sind, dem man besser generell aus dem Wege gehen sollte. Aber natürlich hat auch diese Medaille zwei Seiten.

Einerseits gibt es Glaubenssätze, die uns Dinge verunmöglichen, weil wir daran glauben und andererseits gibt es Glaubenssätze, die uns erst ermöglichen, bestimmte Dinge zu tun, eben weil wir daran glauben.

[info_box]Sie möchten mehr über das Thema „Glaubenssätze und beliefs“ erfahren? Sie möchten wissen, wie man destruktive Glaubenssätze identifiziert und verändert – bei anderen Menschen, in Ihrem Unternehmen oder bei sich selbst? Dann lade ich Sie gerne ein zu unserem „NLP-Coacher“-Kurs, in dem dieses Thema ein wesentlicher Bestandteil ist.[/info_box]

Nehmen wir an, jemand glaubt über sich, er sei in irgendeiner Hinsicht unzulänglich, z.B. er sei ein schlechter Verkäufer. Wenn er schon von vornherein diese Mißerfolgserwartung hat, wieviel von seinem Potential wird er dann wohl einsetzen? Nicht sehr viel. Mit wieviel Zuversicht, Energie und Kongruenz wird er wohl zum nächsten Kundenbesuch gehen? Und wird sein Handeln (sein Auftreten, seine Argumente u.ä.) sein wirkliches Potential widerspiegeln. Vermutlich nicht. Warum sollte man sich große Mühe geben, wenn man davon überzeugt ist, daß man keinen Erfolg haben wird. Man hat also mit einem limitierenden Glaubenssatz begonnen, der das hervorhebt, was man nicht kann. Deshalb zapft man nur einen sehr begrenzten Teil seiner Fähigkeiten und Könnens an und handelt dementsprechend zögerlich und halbherzig. Welche Ergebnisse kann man da erwarten? Und mit diesen unbefriedigenden Ergebnissen beweist man sich wieder einmal von Neuem, was man bereits immer wußte: Ich bin einfach kein guter Verkäufer.

Ein Gegenbeispiel: Bis in die 60er Jahre galt es in der Leichtathletik als unmöglich, die Meile unter vier Minuten zu laufen. Generationen von Läufern bestätigten das immer wieder. Bis ein Mann, namens Roger Bannister auf die Aschenbahn kam und sich stande pedes weigerte, diesen Unsinn zu glaube. Das Resultat: 1954 durchbrach er die vier-Minuten-Schallmauer.

Aber nun kommt das wirklich Erstaunliche. Bereits im selben Jahr schafften 37 Läufer ebenfalls diese Schallmauer zu durchbrechen und im Jahr darauf waren es sogar 300 Läufer.

Ja, es scheint wohl doch zu stimmen, das Wort vom Glaube, der Berge versetzt – aber halt nur für den, der das auch glauben kann.

Alles ist möglich?

Sie wissen ja: Menschen neigen zu Extremen. Und auch das prinzipiell gültige Konzept der NLP-Glaubenssätze wird von manchen Menschen falsch verstanden. Diese glauben dann, man müsse nur fest an etwas glauben, dann wird es schon eintreten. Natürlich musste Roger Bannister davon überzeugt sein, dass er die 4-Minuten Schallmauer durchbrechen kann – aber er musste wohl auch hart trainieren. Und auch wenn unsere mentalen und physischen Grenzen weiter gesteckt sind, als wir oftmals annehmen – es gibt sie dennoch. Deshalb hier zum Schluss noch ein kurzer Video über den Unsinn unsinniger Überzeugungen.

Du schaffst es from Hans J. Walter on Vimeo.