Die wissenschaftliche Evidenz zu NLP ist ein viel diskutiertes Thema – und leider auch ein Minenfeld. Aus unserer Erfahrung können wir sagen: NLP ist voller wertvoller Techniken, die in der Praxis oft erstaunlich wirksam sind. Aber: Die wissenschaftliche Absicherung ist sehr uneinheitlich. Einige Formate wurden in Studien überprüft – andere beruhen eher auf Erfahrung, Plausibilität und systemischer Intuition.
Hier ein ein erster Überblick:
Techniken mit (gewisser) wissenschaftlicher Unterstützung (Auswahl)
Diese Techniken stehen oft nicht unter dem Label „NLP“, sondern wurden in verwandten Disziplinen untersucht – v. a. in Psychologie, Verhaltenstherapie, Hypnotherapie oder Neurowissenschaft.
1. Ankern
- Beschreibung: Koppelung eines emotionalen Zustands an einen Reiz (z. B. Berührung).
- Wissenschaftlicher Hintergrund: Klassische Konditionierung (Pawlow), emotionales Lernen.
- Evidenz: Hoch aus der Lernpsychologie – NLP-spezifisches Ankern hat weniger direkte Studien, funktioniert in der Praxis jedoch oft sehr gut.
- Evidenz: Indirekt hoch (über Konditionierung).
2. Reframing
- Beschreibung: Umdeuten von Bedeutungen (z. B. Problem → Ressource).
- Wissenschaftlicher Hintergrund: Kognitive Umstrukturierung (CBT), Emotionsforschung (Barrett), Resilienzforschung.
- Evidenz: Stark. Reframing ist zentraler Bestandteil evidenzbasierter Psychotherapie.
- Evidenz: Hoch – allerdings unabhängig vom NLP-Label.
3. Future Pacing
- Beschreibung: Mentales Vorwegnehmen einer gewünschten Zukunft mit neuen Ressourcen.
- Wissenschaftlicher Hintergrund: Mental Imagery, Embodiment, Zielvisualisierung.
- Evidenz: Studien zeigen, dass mentales Probehandeln Verhalten und Zielbindung stärkt (Beispiel: Implementation Intentions nach Gollwitzer).
- Evidenz: Mittel bis hoch – je nach Anwendung.
4. Rapport und Kalibrieren
- Beschreibung: Aufbau von Beziehung durch nonverbale Spiegelung und genaue Beobachtung.
- Wissenschaftlicher Hintergrund: Soziale Neurobiologie, Empathieforschung, Spiegelsysteme.
- Evidenz: Gut belegt – insbesondere in der therapeutischen Allianz und Kommunikation.
- Evidenz: Hoch, aber NLP-spezifische Erklärungen teils unpräzise.
5. Metaphernarbeit
- Beschreibung: Arbeiten mit inneren Bildern und sprachlichen Metaphern.
- Wissenschaftlicher Hintergrund: Narrative Therapie, Embodied Cognition, Linguistik.
- Evidenz: Gut belegt – insbesondere in Therapie und Coaching.
- Evidenz: Hoch – außerhalb des NLP gut erforscht.
Techniken mit schwacher oder unklarer Evidenz
Diese Formate sind methodisch oft spannend, aber empirisch wenig oder gar nicht abgesichert.
1. Swish-Technik
- Beschreibung: Schneller Wechsel innerer Bilder zur Veränderung automatischer Reaktionen.
- Evidenz: Einige Fallberichte, kaum kontrollierte Studien.
- Evidenz: Gering – aber oft verblüffend effektiv in der Praxis.
2. Fast Phobia Cure (V-K-D-Format)
- Beschreibung: Dissoziiertes Durchlaufen einer angstauslösenden Szene.
- Wissenschaftlicher Hintergrund: Elemente ähnlich zu EMDR und systematischer Desensibilisierung.
- Evidenz: NLP-spezifisch wenig erforscht, aber Konzepte wie Dissoziation und Re-Imprinting sind psychologisch nachvollziehbar.
- Evidenz: Mittel (über EMDR-artige Parallelen).
3. Meta-Programme
- Beschreibung: Typologien innerer Denkstile (z. B. „Hin-zu“ vs. „Weg-von“).
- Evidenz: Teils plausible, teils fragwürdige Konzepte. Kaum empirisch fundiert.
- Evidenz: Gering – oft zu typologisch, ohne klare psychometrische Validität.
4. Repräsentationssysteme (VAKOG)
- Beschreibung: Menschen bevorzugen visuelle, auditive oder kinästhetische Wahrnehmung.
- Evidenz: Stark umstritten. Lernstil-Theorien wurden mehrfach widerlegt. NLP-VAK ist kein valides Diagnosetool.
- Evidenz: Sehr gering bis widerlegt – Vorsicht bei dogmatischer Anwendung.
5. Augenzugangshinweise
- Beschreibung: Augenbewegungen geben Hinweise auf Denkprozesse (z. B. visuelle Erinnerung).
- Evidenz: Mehrere Studien zeigen keinen Zusammenhang zwischen Augenbewegung und Denkprozess.
- Evidenz: Keine – wird als neurolinguistischer Mythos gewertet.
Fazit:
- NLP ist ein Methoden-Baukasten, kein in sich geschlossenes, evidenzbasiertes Verfahren.
- Viele Techniken beruhen auf intelligenter Integration existierender Konzepte – z. B. aus Verhaltenstherapie, Hypnotherapie oder Kommunikation.
- Als Trainer erklären wir transparent, welche Techniken wissenschaftlich gestützt sind – und welche eher “best practice” auf Erfahrungswissen beruhen.
- Unserer Meinung nach ist NLP keine Wissenschaft – aber kann wissenschaftlich anschlussfähig gemacht werden.
- Wir verwenden in unseren Ausbildungen evidenznahe Techniken (Reframing, Ankern, Rapport) als solide Basis.
- Wir setzen weniger abgesicherten Tools bewusst, flexibel und pragmatisch ein – und nennen sie, was sie sind: Werkzeuge zur Erkundung von subjektivem Erleben, nicht messbare „Wahrheiten“.