Wie betoniere ich meine mentalen Denkrinnen – schnell und effektiv?

Immer wieder stolpere ich in Seminaren, Coachings oder im ganz normalen Alltag darüber, wie Menschen sich selbst Grenzen auferlegen oder unnötig begrenzen.
Einerseits durch Ihr Denken andererseits auch durch ihre ganz persönliche Verwendung von Sprache. Oder wie es der Ludwig Wittgenstein einmal formulierte:

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“

Hier ein paar Gedankensplitter darüber

  • … wie Worte zu ihren Bedeutungen kommen.
  • … wie wir mit Sprache uns unnötig begrenzen.
  • … wie wir mit 4 einfachen Regeln garantiert dafür sorgen, das die Grenzen unserer Welt erhalten bleibt. (Vorsicht: Ironie!)

Was bedeuten Worte?

Physikalisch betrachtet sind Worte allenfalls als winzige Unterschiede von Schallwellen erkennbar. Worte – an sich – tragen keine Bedeutung.

Wir sind es, die ihnen Bedeutung verleihen. Und wenn wir dies tun (und wir können nicht anders!), dann kann dieses „Nichts“ eine unglaubliche Macht und Kraft entfalten. Worte können sehr machtvoll sein, obwohl sie doch „nur“ aus „Nichts“ bestehen.

Wenn ich Ihnen z.B. einen anstössigen Witz erzähle und sie erröten, dann bekommen Sie keine roten Wangen auf Grund einer physikalischen Einwirkung (vgl. „ein Schlag meiner Hand auf Ihre Wange), sondern auf Grund der Bedeutung, die Sie den Worten beimessen. Wenn ich Ihnen den gleichen Witz auf Kishuaheli erzähle, würde sich Ihre Gesichtsfarbe nicht ändern – vorausgesetzt natürlich Sie verstünden kein Kishuaheli.

Kurzum: Worte haben die Bedeutung, die wir Ihnen geben.

Wie helfen uns Geschichten und andere Menschen unsere Bedeutungskonstruktionen aufrecht zu erhalten?

Und: Wir sind nicht allein mit unserer Sprache. Menschen erzählen sich selbst und anderen unablässig, wie die Welt ist und halten sie damit stabil.

„Menschen sind unverbesserliche und geschickte Geschichtenerzähler, und sie haben die Angewohnheit, zu den Geschichten zu werden, die sie erzählen. Durch Wiederholung verfestigen, sich Geschichten zu Wirklichkeiten, und manchmal halten sie die Geschichtenerzähler innerhalb der Grenzen gefangen, die sie selbst erzeugen halfen.“

So können die von Menschen durch Sprache gemeinsam erstellen Gebäude zu Gefängnissen werden. Gefängnisse, die wir dann landläufig „Problem“ oder gar „Krankheit“ nennen.

Welche „Geschichten“ erzählen wir uns tagtäglich darüber….

  • … wohin sich der neue Markt entwickeln wird?
  • … warum Herr X aus der Abteilung Y schon wieder ein neues Auto fährt?
  • … wie man Unternehmen führen sollte?
  • … wie man Kinder erziehen sollte?
  • … wie man Mitarbeiter führen sollte?
  • … was „man“ so alles tun sollte, aber nie Zeit dazu findet?
  • … was wann zu einem Problem wird oder zu einer Herausforderung?

Und je mehr Menschen sich die gleiche „Geschichte“ erzählen, desto wahrscheinlicher erscheint diesen („Millionen von Fliegen können nicht irren...“) und… desto härter kann dann diese Wirklichkeit, desto ausbruchssicherer das mentale Gefängnis werden.

The world is what you think it is.

Die Welt ist nur so und so weil du denkst, sie ist so und so.
Hörst Du damit auf, zu denken, die Welt sei so und so, hört die Welt auf so und so zu sein.
(Carlos Castaneda)

Mittlerweile sind die Kriterien, die erfüllt sein müssen, um eine „problematische Wirklichkeit“ in Stein zu meiseln, recht gut erforscht. (Sie begegnen mir jeden Tag.. gleich frühmorgens, wenn ich in den Spiegel schaue;-)

Sollten Sie also ernsthaftes Interesse daran haben, auch die letzte Kurve einer Ihrer geliebten Denkrinnen zu begradigen und dann das Ganze zu betonieren, dann sei Ihnen das folgende Rezept empfohlen:

  1. Denken Sie immer „geradeaus“!
    Bleiben Sie unter allen Umständen bei Ihrer Meinung, die Sie sich einmal gebildet haben.
    Sehen Sie jede anderslautende Ansicht als schlichtweg falsch an, denn es kann ja wohl nur eine richtige Meinung über die Dinge geben.
    Vermeiden Sie unter allen Umständen auch nur daran zu denken, dass es über Dinge mehr als eine Ansicht geben könnte. Solche Menschen sind Querulanten.
  2. Verbieten Sie sich Wahlmöglichkeiten.
    Seien wir ehrlich: Es gibt nur einen einzigen richtigen Weg, die Dinge anzugehen. Jeder, der anderes behauptet, hat einfach kein Rückgrat. Verwenden Sie möglichst oft die Worte: „Ich muß…“, Sie müssen…“ und meiden Sie die Hilfsverben „können“ und „wollen“.
  3. Denken Sie daran: Alles hat an sich eine einzige richtige Bedeutung.
    Bedeutung hat doch nichts mit Ihnen zu tun. Die Dinge per se haben eine Bedeutung.
    Wenn drei schwarzgekleidete Männer mit Sporttaschen kurz vor Geschäftsschluss aus einer Bank kommen…. dann ist doch klar (oder logisch oder offensichtlich), was dies bedeutet. Überlegen Sie also nicht, sondern wählen Sie 110.
  4. Umgeben Sie sich mit Gleichgesinnten – und meiden Sie Andersdenkende.
    Um sicherzustellen, dass auch wirklich kein Quentchen Wasser aus der Denkrinne schwappt, umgeben Sie sich ausschließlich mit Menschen, die die gleiche Ansicht und die gleiche Meinung haben wie Sie selbst. Gemeinschaft stärkt! Was vier andere auch denken, kann doch nicht falsch sein. Meiden Sie Andersdenkende.

😉