Wie Sie mit Ritualen Ihren Geist ordnen

Ich liebe es, morgens in aller Ruhe zu frühstücken.
Lieber stehe ich eine Stunde früher auf, als in Hektik und mit einem Kaffee-To-Go im Auto zum nächsten Seminar zu eilen.
Ja – der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und auch wenn alle Welt davon redet, flexibel zu sein und sich den dauernd veränderten Bedingungen neu anzupassen, mir geben meine Gewohnheiten und feste Rituale die notwendige innere Sicherheit all die täglichen Herausforderungen zu meistern.

Raus aus der Komfortzone„, heisst ein nettes Buch, das mit vielen Übungen zum „Personal Change“ anregen will. Aber einmal ehrlich, haben wir nicht schon genug Veränderung in unserem Leben? Müssen wir uns da noch zusätzlich Stress machen? Könnte es nicht – im Sinne einer seelischen Ausgewogenheit – mindestens so nützlich sein, die eigene Komfortzone zu schützen? Quasi als Rückzugsplatz, an dem man wieder einmal zur Ruhe kommen darf?

Eine wunderbare Möglichkeit, in all dem täglichen Trubel, wieder zur Ruhe zu kommen sind Rituale.
Vor einiger Zeit habe ich hier ja schon einmal einen Artikel über den Nutzen von Ritualen für das Zugehörigkeitsgefühl in Familien und Unternehmen geschrieben. Aber auch ganz persönliche Rituale können eine immense Wirkung entfalten.
Charles Dickens schwor auf lange Spaziergänge. Jeden Tag arbeitete er von neun Uhr morgens bis zwei Uhr nachmittags. Danach unternahm er einen langen Spaziergang durch London. Der Effekt: Nach dem Spazierganz sprudelten seine Ideen und er strotzte wieder vor Energie. Auch Thomas Mann schrieb jeden Tag zur gleichen Zeit und belohnte sich danach mit einer ersten Zigarre;-)

Falls Sie noch ein paar Inspirationen für Ihre persönlichen Rituale möchten, hier sind die Tagesabläufe einiger berühmter Menschen.

Credits: Diese Grafiken stammen aus der exzellenten Infografik von RJ Andrews (www.infowetrust.com) 

Sie müssen ja nicht so weit gehen wie Benjamin Franklin, der mit seinem berühmten 13-Wochen-Plan versuchte „moralische Perfektion“ zu erlangen. Bei ihm stand jede Woche im Zeichen einer bestimmten Tugend stand – Mäßigung, Fleiß, Mut und so weiter. Und er notierte jeden Verstoß säuberlich in seinem Kalender.

Aber vielleicht gäbe es auch für Sie einige wohltuende Rituale, die Ihnen ein wenig mehr Ausgleich und innere Ruhe verschaffen könnten: jeden Morgen eine halbe Stunde in Ihrem Lieblingsbuch lesen, ein täglicher Spaziergang nach dem Mittagessen, oder auf der Fahrt vom Büro nach Hause noch einen gemütlichen Cappuccino in einem Strassen-Café um den Arbeitstag abzuschliessen?

Buchempfehlung:

Der US-Autor Mason Currey hat in seinem unterhaltsam geschriebenen Buch „Daily Rituals“, das mittlerweile auch in deutscher Übersetzung vorliegt, die – teils recht skurrilen – Alltagsrituale von über 60 Persönlichkeiten beschrieben – von Jane Austen und Woody Allen über Ingmar Bergmann, Franz Kafka zu Joan Miro, Stephen Link, Tolstoi und George Orwell.